Gelsenkirchen. . Eine Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen zeigt ab sofort die Neuzugänge zur virtuellen Fotografiesammlung „Pixelprojekt Ruhrgebiet“

Bei Ausstellungen des „Pixelprojekts Ruhrgebiet“ lachen einem aus den Fotografien oft zufriedene Kaninchenzüchter oder Ommas auf ihren Kissen auf der Fensterbank entgegen. Das ist in diesem Jahr etwas anders: Bei der Werkschau der Neuzugänge 2015/2016, die am Donnerstag im Wissenschaftspark in Ückendorf eröffnet wurde, sind kaum noch Gesichter zu sehen.

21 neue Fotoserien

Das Bild, das die Fotografen diesmal vom Ruhrgebiet eingefangen haben, ist grau und – in den meisten Fällen – grässlich: dreckige Hinterhöfe, abblätternder Putz an den Hausfassaden, verbeulte Garagentore, lieblos dahin geschmierte Graffiti. Das Goosen-Zitat „Ach, woanders is’ auch scheiße“ kommt hier unweigerlich in den Sinn. Und doch birgt der Rundgang durch die Ausstellung auch Aha-Effekte. „Ach, is’ dat nich die Bude bei mir anne Ecke?“, fragt man sich als Ruhrgebietskind hier immer wieder. Das Pixelprojekt hält dem Ruhrgebiet den Spiegel vor: Das ist Heimat.

„Wir möchten mit dieser Fotosammlung bewusst einen Gegenpol setzen zu den Hochglanz-Bildern, die Werbestrategen vom Ruhrgebiet erstellen und kommunizieren. Denn wenn man ehrlich ist, ist das Ruhrgebiet nicht schön. Aber eine tolle Region mit vielen Stärken“, erklärt Peter Liedtke, der die virtuelle Fotosammlung vor 13 Jahren ins Leben rief.

„21 neue Fotoserien von 18 Fotografen sind diesmal dabei, wir zeigen hier rund 150 Bilder im Wissenschaftspark“, sagt der gebürtige Gelsenkirchener. Der Bogen spannt sich diesmal von historischen Aufnahmen des Carl-Heinz Hargesheimer, (der das Revier 1957 bis 58 gemeinsam mit Heinrich Böll bereiste und legendäre Szenen einfing, die er unter seinem Künstlernamen Chargesheimer veröffentlichte) bis hin zu aktuellen Positionen junger Fotografen, die in der Region leben und studieren. Gleich drei Bilderserien, von Annette Jonak, Bernd Langmack und Kurt Heuvens, thematisieren den Abriss der Wohnhäuser in Duisburg-Bruckhausen. Karsten Faltinski zeigt Ordnung und Unordnung bei Garagenbauten.

Flüchtlinge und Förderschüler

Und mittendrin gibt es dann doch noch ein paar Gesichter: Von Flüchtlingen und Förderschülern, die hinter die Kulissen blicken lassen. Hier wird das Pixelprojekt zum „Spiegel der Zeit“, wie Liedtke hervorhebt. Dass es sonst so wenige Menschen in den aktuellen Bildern gibt, erklärt er so: „Immer mehr Fotografen und Verlage haben Sorge, von den Menschen, die sie fotografiert haben, verklagt zu werden. Deshalb geht der Trend hin zu Bildern, auf denen nur noch Orte zu sehen sind.“ Wie schade!

Info: 108 Bewerbungen für die Aufnahme in das Projekt gab es diesmal: Das zeugt von dem großen Interesse der Fotografen, die übrigens nicht aus dem Ruhrgebiet stammen müssen. Hauptsache, ihre Bilder stehen in einem Zusammenhang mit der Region. 21 Serien wurden ausgewählt.

Die Bilderreihen können nun jederzeit kostenfrei angeschaut werden auf der Internetseite pixelprojekt-ruhrgebiet.de. Bis zum 17. September sind sie zudem im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 zu sehen, werktags von 6 bis 19 Uhr, samstags 7.30 bis 17 Uhr.

Mehr Info und alle Bilder auf: pixelprojekt-ruhrgebiet.de