Gelsenkirchen. Gruppen libanesischer Großfamilien sind am Freitag wiederholt auf Flüchtlinge in Gelsenkirchen losgegangen. Polizei rückte mit Großaufgebot an.

Wer am Freitagabend am Gelsenkirchener Hauptbahnhof unterwegs war, dürfte das Polizeiaufgebot kaum übersehen haben: Ab dem Nachmittag kam es rund um den Bahnhof wiederholt zu Rangeleien und Schlägereien. Auf der einen Seite: Libanesen. Auf der anderen: Flüchtlinge. Ersten Angaben zufolge ging die Aggression und Gewalt von den Libanesen aus.

Viele Details sind bei der Polizei in Gelsenkirchen am Samstagvormittag nicht zu erfahren. Nach Angaben von Sprecherin Katrin Schute stellte sich die Einsatzlage am Nachmittag ab etwa 15.30 Uhr wie folgt dar: "Unterschiedlich große Gruppen von Mitgliedern libanesischer Großfamilien haben gezielt Flüchtlinge angepöbelt, beleidigt und körperlich angegriffen."

Immer wieder Prügeleien rund um den Hauptbahnhof

Die Polizei rückte an, schritt ein, löste die Situation "durch konsequentes Einschreiten" auf. "Die Polizei überprüfte zahlreiche Personen, stellte die Personalien fest und leitete Strafverfahren ein", heißt es im Polizeibericht, der am Samstagmittag veröffentlicht wurde. Später kam es jedoch wieder zu erneuten Prügeleien, der Ablauf wiederholte sich. Es habe Verletzte gegeben - einer von ihnen musste zur stationären Behandlung in eine Klinik gebracht werden - und diverse Strafanzeigen.

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Von Nikos Kimerlis und Marcus Esser

Bis zum Abend habe es "etliche Einsatzanlässe" gegeben, sagt Schute. Wie viele genau, kann sie nicht sagen. Auch eine konkrete Zahl, mit wie vielen Einsatzkräften die Polizei vor Ort war, ist auf Nachfrage zunächst nicht zu erfahren.

Zum erneuten Großeinsatz kam es schließlich am Abend gegen 20 Uhr. Eine etwa 40-köpfige Gruppe habe versucht, die Kontrolle zweier aggressiver Männer durch die Bundespolizei im Hauptbahnhof "massiv zu stören", so der Polizeibericht. Die Beamten hätten weitere Kollegen zur Unterstützung zusammengezogen und die Gruppe aufgelöst.

Hintergründe der Vorfälle unklar

Zwei der Beteiligten seien von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, berichtet die Sprecherin weiter. Ob es sich dabei um Mitglieder der Libanesenclans oder Flüchtlinge handelte, kann sie nicht beantworten.

Die Hintergründe der Auseinandersetzungen seien unklar - ob es etwa eine Vorgeschichte zu den Auseinandersetzungen gebe. Das werde jetzt ermittelt. Am Tag nach dem Großeinsatz ist die Polizei bemüht, eine klare Ansage in Richtung der Gewalttäter zu richten: "Wir werden", sagt Katrin Schute, "so etwas auf gar keinen Fall tolerieren und weiter konsequent einschreiten." (shu)