Gelsenkirchen. . Diebstahl, Raub, Rauschgiftkriminalität – Insider berichten von Ghetto-Bildung, Respektlosigkeit gegenüber Beamten und wachsender Zahl von Straftaten.

"No-Go-Area“" sagt man nicht gern in Polizeikreisen. Der Begriff impliziere, dass sich die Einsatzkräfte in bestimmte Wohnviertel nicht hineintrauten, sagen zwei Insider in Gelsenkirchen. Was aber nicht der Fall sei. Sie reden von Problembezirken oder Brennpunkten. Seit Beginn der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 sei die Zahl der angezeigten Straf­taten durch Ausländer "deutlich gestiegen".

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Als gefährlich gelten einzelne Straßen­züge in Schalke, Bismarck, Neustadt oder Ückendorf in der Gegend mit der Bochumer Straße. "Libanesen"-Clans, Sinti und Roma und türkisch-stämmige Gruppen gäben in Neustadt den Ton an, so wie in Schalke-Ost, wo in jüngster Zeit auch Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien mitunter aggressiv aufträten. In Bismarck und Bulmke-Hüllen seien es Sinti und Roma, in Horst "meist Gruppen aus bildungsfernen Schichten, ein gewachsenes Umfeld aus den 1960er-, 1970er-Jahren."

In Ückendorf und ­Buer, teils islamisch geprägt, gebe es vor allem Türkischstämmige, die sich als "Osmanen in der Tradition des Kalifats" sähen. Die beiden Informanten sagen, dass es bis vor Kurzem noch politisch nicht gewollt war, die Herkunft der Straftäter zu nennen.

"Es haben sich Ghettos gebildet"

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Was macht einzelne Stadtquartiere zu solchen Brennpunkten? Darüber herrscht bei den Informanten kein Zweifel: "Es haben sich Ghettos gebildet." Alteingesessene ­Bewohner seien durch Abschottung und Anfeindungen im Rahmen von Ordnungswidrigkeiten langsam aber stetig von Zugezogenen vergrault worden. Die häufigsten Straftaten seien Diebstahl, Raub und Rauschgiftkriminalität – einträglicher als noch die ­anfänglichen Warenkreditbetrügereien. Respekt gegenüber der Obrigkeit sei selten, "das Grundgesetz wird nur soweit akzeptiert, wie es der eigenen Sache nützt".

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Die häufigsten Straftaten seien Diebstahl, Raub und Rauschgiftkriminalität – einträglicher als noch die anfänglichen Warenkreditbetrügereien. Respekt gegenüber der Obrigkeit ist offenbar selten, "das Grundgesetz wird nur soweit akzeptiert, wie es der eigenen Sache nützt".

No Go-Areas entwickeln sich seit den 1980er-Jahren

Die Brennpunkte in Gelsenkirchen hätten sich seit „etwa den 1980er-Jahren entwickelt“, sagen die Insider. Damals seien viele Menschen aus dem Libanon, der Türkei oder aus den Bürgerkriegsgebieten des Balkan in die Stadt gekommen. Die Flüchtlinge von heute spielten bei dieser Thematik so gut wie keine Rolle; in deren Unterkünften komme es allerdings aufgrund „von erhöhtem Alkoholkonsum“ öfter mal zu Streit, der dann für die Beteiligten im Gewahrsam ende.

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Von Nikos Kimerlis und Marcus Esser

Um alle Straftaten zu erfassen, fehle es letztendlich an Mensch und Material, sind sich beide Informanten einig. Dies sei eine Folge der Sparmaßnahmen über Jahre, etwa durch die Auflösung von Wachen. Sie fordern Verstärkung für die Wachen Nord und Süd, die Einhaltung von Mindeststärken. Dann fielen weniger Überstunden an und es würden genug Kräfte für die tägliche Sicherheit frei. An der Spitze der Präsidien sähen sie lieber Polizei- statt Verwaltungsbeamte.