Gelsenkirchen. Christian Bies ist seit mehr als 25 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. Er arbeitet als Erzieher und betrachtet sein Ehrenamt als Ausgleich.
„Wären Sie mal eine halbe Stunde früher da gewesen“, sagt Christian Bies gleich zur Begrüßung. Es folgt ein kräftiger Händedruck. Und die Erklärung: Vor 30 Minuten sei ein Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Buer-Mitte ausgerückt, um einen überflutetem Keller trocken zu legen.
Jetzt aber ist die Lage wieder entspannt-unspannend. Es ist Übungsabend beim Löschzug Buer-Mitte und zwar einer zur freien Verfügung. Heißt dieses Mal: Es wird aufgeräumt und geputzt. „Nicht unbedingt die spannendste Arbeit“, sagt Bies. „Aber was gemacht werden muss, muss gemacht werden.“
Viele Aus- und Fortbildungen
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Wöchentlich gibt es einen Übungsabend. Regelmäßig wird dann die Ausrüstung auf den Löschzügen überprüft, immer wieder gibt es Ausbildungen, wie die zur Ersten Hilfe, die erneuert werden müssen oder Fortbildungen: Zur „patientenorientierten Rettung“ oder zum Vorgehen bei Bränden beispielsweise. Auch werden Verkehrsunfälle geprobt oder Brände simuliert; mit Nebelmaschinen und bis zu 80 Kilogramm schweren Puppen. Das alles findet donnerstags von 19.30 bis 22 Uhr statt.
Wobei. „Meistens starte ich direkt nach der Arbeit“, erzählt Bies. Der 36-Jährige ist Erzieher und Leiter der Kita Middelicher Straße. „Das Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr ist mein Ausgleich zu Job und Alltag“, sagt der zweifache Familienvater. Hier könne er „einfach mal etwas anderes machen“. Weg vom Pädagogischen, hin zum Technischen.
Bei der Feuerwehr, seit er zehn Jahre alt ist
Seit er zehn Jahre alt ist, ist Beinahe-Bueraner-Bies bei der Freiwilligen Feuerwehr Buer-Mitte. „Es sind 50 Meter, die mich vom Stadtteil Buer trennen“, sagt der Erler und lacht. Bei seinem ersten Feuerwehrbesuch habe es große Augen und einen offenstehenden Kindermund gegeben – der Klassiker: „Ich bin hergekommen und war sofort Feuer und Flamme.“
Erst war er sechs Jahre lang Mitglied bei der Jugendfeuerwehr, als deren Feuerwehrstiefel ihm zu klein wurden, trat er den erwachsenen Ehrenamtlern bei. Acht Jahre lang hat er zwischenzeitlich die Jugendfeuerwehr geleitet. Seit 1999 ist Bies außerdem im Vorstand des Stadtfeuerwehrverbandes aktiv – seit 2002 als deren Erster Vorsitzender.
Vorstandsarbeit bedeutet vor allem Verwaltung
Und Vorstandsarbeit bedeute vor allem Verwaltung, sagt Bies. Der kurzen Pause folgt ein Stöhnen folgt ein Lachen. Zehn bis zwölf Stunden wöchentlich beschäftige ihn sein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr, schätzt Bies. Mindestens. Rund 60 Einsätze leistet er im Jahr.
Die Bereitschaft gilt an 365 Tagen im Jahr, stetig trägt Bies seinen Pager mit sich – lässt ihn nur dann zu Hause, wenn er in den Urlaub fährt. „Dann kann ich ja eh nicht helfen.“ Er ergänzt: „Der Eintritt und Austritt in die Feuerwehr ist freiwillig. Dazwischen ist Dienst. Man investiert Zeit. Und zwar nicht nur geplante.“
Im Einsatz bei Sturm „Ela“
Bei Sturmtief Ela war das so, da hat der Pager gepiepst und Bies hat geholfen. „Schon die Anfahrt zum Feuerwehrhaus war sehr sportlich“, erzählt er. All die umgestürzten Bäume . . .
Natürlich gebe es Erfahrungen, die seien nicht schön. Sprungpersonen beispielsweise, sagt Bies und meint damit Menschen, die sich bewusst irgendwo runterstürzten, um sich das Leben zu nehmen. „Das bleibt hängen.“ Dennoch überwiegen die positiven Erlebnisse; die Momente, in denen er dabei helfen konnte, Leben zu retten. In denen es ein Lob oder gar ein Danke gab. „Das Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr ist einfach mehr als sinnvolle Freizeitbeschäftigung.“