Gelsenkirchen. Dieter Blanck, Vorstand der Volksbank Ruhr Mitte, wird heute in den Ruhestand verabschiedet. 30 Jahre und sieben Monate war er in Amt und würden für das Geldinstitut.

Die Kisten sind so gut wie gepackt. Das gediegen möblierte Büro in der sechsten Etage des Volksbank-Gebäudes am Goldbergplatz leert sich zusehends. Es hat sich viel angesammelt in 30 Jahren und sieben Monaten. Ein paar Fotos stehen noch auf der Anrichte des Bücherregals. Erinnerungen. Eines zeigt Dieter Blanck (65) mit dem verstorbenen Jürgen W. Möllemann.

Die Verbindung zwischen den beiden trägt einen Namen: FC Schalke 04. Möllemann leitete damals den Aufsichtsrat des Vereins, dem der scheidende Vorstand der Volksbank Ruhr Mitte innigst verbunden ist. Dass sich die beiden auf dem Bild fast brüderlich ähneln, ist eine Randnotiz, die Blanck zum Schmunzeln bringt. Ähnliche Frisur, prägnanter Schnäuzer. Der Look der Neunziger eben...

Blanck bleibt im Revier

Am Ende des Wonnemonats Mai geht Dieter Blanck in den Ruhestand. Altersbedingt, wie es so schön heißt. Heute wird der 65-Jährige verabschiedet. Mit einem keineswegs pompös geplanten Empfang. Mit Gästen, die der Ruheständler in spe sorgfältig ausgewählt hat. „Das sind Menschen, auf die ich mich freue“, sagt er. Sie stehen für seine Arbeit, seine Kontakte und für seine Vorlieben.

Dazu gehört für die Privatperson eindeutig auch das Ruhrgebiet. Längst haben die Blancks die Entscheidung gefällt, im Revier zu bleiben. „Woanders ist es nicht schöner“, sagt der scheidende Banker voller Überzeugung. In Kettwig werden er und Ehefrau Claudia künftig wohnen. Er freut sich drauf. Auch der Weg in die Veltins-Arena sei nicht weit. „Da werden wir uns bestimmt das ein oder andere Mal sehen“, sagt er mit strahlenden Augen. Ja, Schalke hat es ihm angetan.

Ja, Schalke hat es ihm angetan

Dabei kommt der Mann aus der Pfalz. Der 1. FC Kaiserslautern war ihm lange eine Herzensangelegenheit. Und ist es auch heute noch, irgendwo. Sonst könnte sich Dieter Blanck angesichts des Niedergangs der Roten Teufel nicht so herrlich in Rage reden. Das kann er auch, wenn es um Banken geht.

30 Jahre und sieben Monate war er ein Vorstand der Volksbank. Viel erlebt hat Blanck, seit er in jungen Jahren eine klassische Banklehre absolvierte. Aus dem Wunsch, Steuerberater zu werden, wurde zwar nichts. Dafür aber legte er eine blitzsaubere Karriere hin. Mit 30 Jahren wurde er Vorstand bei der Raiffeisenbank Ludwigshafen. 1985 folgte Dieter Blanck dem Ruf nach Gelsenkirchen („Wenn man aus Ludwigshafen mit einer zehn Kilometer langen BASF-Promenade am Rhein kommt, ist der Sprung ins Ruhrgebiet nicht sehr schwer“) und wurde Vorstand der Volksbank Gelsenkirchen, die unter Druck stand. Ein Jahr später folgte die Fusion mit der Volksbank Buer. „Das war keine Liebesheirat“, erinnert er sich.

© Christoph Wojtyczka

Banken-Image hat sich verändert

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Heute blickt Blanck, ein Mann der seine Worte mit Bedacht wählt und als verlässlicher Partner der Wirtschaft in der Stadt und der Region gilt, mit einem Lächeln zurück. Nur einmal noch wird sein Blick ernst. Wenn es um das aktuelle Geschäft geht. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank kritisiert er scharf. Und erinnert sich an die Anfänge der Finanzkrise im Jahr 2008, als mit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Lehmann-Bank alles begann. Seither, findet Dieter Blanck, habe sich das Image regionaler Geldinstitute leider negativ verändert. „Da heißt es oft: Bank = Raffke + Gier = Zins und Kursmanipulationen.“ Da wird ihm vieles zu undifferenziert bewertet, etwa wenn es um die solide wirtschaftenden Mittelstandsbanken geht, zu denen er ausdrücklich die Sparkassen zählt.

Damit muss sich Blanck nun zumindest beruflich nicht mehr beschäftigen. Er freut sich auf „das sehr reizvolle Gelsenkirchen“, auf die Schalke-Spiele. Und er freut sich auf die Kulturdichte des Ruhrgebiets. „So etwas findet man in Europa sonst nicht wieder.“