Gelsenkirchen. . Trotzdem spricht der Vorstand der Volksbank Ruhr Mitte von einem zufriedenstellenden Geschäftsjahr 2015. Die rund 50.000 Mitglieder erhalten eine Dividende von 3,0 Prozent.
Es ist durchaus bemerkenswert, wie die in Gelsenkirchen beheimateten Regionalbanken sich durch die Zinskrise arbeiten. Nach der Sparkasse bilanzierte für die Volksbank Ruhr Mitte nun auch ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Bottermann „ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2015“. Der Jahresüberschuss nach Steuern beträgt rund 4,2 Millionen Euro, die Bilanzsumme liegt bei 1,95 Milliarden Euro.
Mit der Steigerung der Bilanzsumme (plus 0,7 Prozent), der Kundenverbindlichkeiten und der Kundeneinlagen und nicht zuletzt des Eigenkapitals habe die Bank ihre Zielsetzung erreicht, sagten die Vorstände Dieter Blanck, Ingo Abrahams und Bottermann. Die Anzeichen für das angelaufene Geschäftsjahr 2016 seien stabil und stimmen durchaus zuversichtlich, wagte das Direktorium einen kleinen Ausblick. Grund dafür sei die gute und intensive Beratung, die sowohl Firmen- als auch Privatkunden in allen Bereichen erhalten würden.
Für das Geschäftsjahr 2015 stehen im Kern stabile Zahlen, die zu Wochenbeginn von 146 Vertretern der Volksbank Ruhr Mitte goutiert wurden. Entsprechend einstimmig fiel das Votum der Versammlung für den vom Vorstand vorgelegten Jahresabschluss und die vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns in Höhe von 2,898 Millionen Euro aus. Die rund 50.000 Mitglieder (darunter 758 neue Teilhaber) erhalten wie im Vorjahr eine Dividende von 3,0 Prozent.
3,5 Millionen Euro zur Stärkung des Eigenkapitals
Von den rund 4,2 Millionen Euro Jahresüberschuss verwendet die Bank 3,5 Millionen Euro zur Stärkung des Eigenkapitals. Das Gesamtkundenwertvolumen stieg um fast zwei Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Die Forderungen im bilanziellen Kundenkreditgeschäft summierten sich auf knapp 1,19 Milliarden Euro (plus 1,6 Prozent).
Das Jahr 2015 war insgesamt von einer hohen Tilgungsquote und einem starken Neugeschäft geprägt. 235 Millionen Euro neue Kredite an Firmen- und Privatkunden wurden zugesagt, das waren rund 68 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dieter Blanck sprach in diesem Zusammenhang von einem zufriedenstellenden Kreditgeschäft. Die Nachfrage sei angesichts der niedrigen Zinsen aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben. „Geld geben wir gern“, sagten Blanck und Bottermann angesichts drohender Strafzinsen, die die Bank zahlen muss, wenn sie ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parkt. Mit Blick auf das sensible Kundenverhalten versprach Bottermann: „Bei uns wird es keine Negativzinsen geben.“ Die Null-Prozent-Marke sei tatsächlich eine.
Die Kundeneinlagen der Volksbank Ruhr Mitte erhöhten sich auf 1,52 Milliarden Euro (plus 1,8 Prozent). Wobei, so Blanck, rund eine Dreiviertel Milliarde Euro in kurzfristigen Tagesgeldanlagen bei einer Verzinsung unterhalb der Inflationsrate liegen würden. „Das ist eine kalte Enteignung der Sparer, das Bankgeschäft ist durch die EZB-Politik auf den Kopf gestellt“, kommentierte der Vorstand.
Blasenbildung im Immobilienbereich befürchtet
Sorgen bereitet den Bankern angesichts der Zinspolitik das Immobiliengeschäft. Angesichts der niedrigen Zinsen machen sie einen Trend aus, „der für eine Blasenbildung sorgen könnte“, so Bottermann. In Buer, sagte Blanck, läge der Preis für den Quadratmeter bei 3500 bis 3800 Euro je Quadratmeter, in Essen bei 4000 Euro. „Das ist nicht wenig“, sagte Blanck, „aber noch nichts im Verhältnis zu den Metropolen.“ Im Frankfurter Westend würden für den Quadratmeter mittlerweile 16.000 Euro verlangt. In München sei es ähnlich. Das Wohnungen diesem Wert entsprächen, bezweifle er stark.
Ingo Abrahams betonte, dass die Verwerfungen aus dem Zinsgeschäft nicht allein durch Provisionen aufgefangen werden könnten. Deshalb müsse die Bank eine Kostenstrategie entwickeln. Die Filialen blieben dabei „ein ganz wichtiger Aspekt“ der Volksbank-Kundenpolitik. Abrahams erklärte, dass weitere Schließungen kein Thema seien, nachdem acht Standorte in den letzten drei Jahren geschlossen wurden. Der WAZ bestätigte er, dass eine Projektgruppe sich in diesem Kontext mit allen möglichen Fragen beschäftigen würde. Dazu gehöre auch der Gedanke, eine Gebühr für die TAN-Verfahren zu erheben. Derzeit wird die Volksbank pro Transaktion mit 8 Cent belastet, ohne diese Gebühr an ihre Kunden weiterzugeben. „Ein Beschluss aber ist in den nächsten Monaten nicht zu erwarten“, sagte Abrahams.