Gelsenkirchen-Buer. . Die Deutsche Bank in Buer entschuldigt sich per Aushang bei ihren Kunden für „Belästigungen“ durch Obdachlose, die bei Kälte manchmal Schutz suchen.

Kein Bett, kein Schrank – nur Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten: Es gibt gemütlichere Übernachtungsplätze als den Vorraum eines Kreditinstituts. Trotzdem flüchten sich Nichtsesshafte öfter dorthin, besonders jetzt, im Winter. Völlig problemlos läuft dies offenbar nicht immer ab: Die Deutsche-Bank-Filiale in Buer entschuldigt sich nun per Aushang bei ihren Kunden für „Belästigungen“ durch Obdachlose außerhalb der Öffnungszeiten und empfiehlt, zur Not die Polizei zu alarmieren.

„Wir haben verschiedene Versuche unternommen, diese Personen über Nacht fernzuhalten, etwa indem wir das Foyer vorübergehend von Mitternacht bis 6 Uhr geschlossen oder privaten Wachschutz beauftragt haben. Aber dies führte ebenso wenig zu einer Besserung wie die Kontaktaufnahme mit dem Ordnungsamt oder der Polizei“, so Deutsche-Bank-Sprecher Klaus Thoma. Das Problem seien „Verschmutzungen aller Art“, auch wenn es Einzelfälle seien. „Da gab es schon mal Beschwerden.“ Um weiterhin den Geldautomaten-Service rund um die Uhr anzubieten, habe man das Foyer wieder nachts geöffnet und informiere per Aushang.

Im Freien zu schlafen, ist nur bei gemäßigten Temperaturn von Frühjahr bis Herbst möglich.
Im Freien zu schlafen, ist nur bei gemäßigten Temperaturn von Frühjahr bis Herbst möglich. © WP Michael Kleinrensing

Beschwerden

Auch die Commerzbank sieht in den Übernachtungen ein Problem: „Nachts in der kalten Jahreszeit nutzen häufig Personen oder Gruppen bestimmte Selbstbedienungs-Zonen als Aufenthaltsraum. Das verunsichert Kunden beim Geldabheben und führt immer wieder zu Beschwerden, Verunreinigungen und Sachschäden“, so Commerzbank-Sprecher Matthias Kretschmer.

Da Kontrollen nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt hätten, würden wiederholt betroffene Vorräume im Winter nachts geschlossen – wie etwa der Standort Buer zwischen 22 und 6 Uhr.

Wilhelm Uhlenbruch, Leiter der Marketing-Abteilung der Volksbank Ruhr-Mitte, bleibt dagegen recht gelassen: „Solche Übernachtungen sind Ausnahmen.“ Es sei „völlig in Ordnung, wenn sich die Betroffenen kurz bei uns aufwärmen, zum Übernachten sind die Räume allerdings nicht geeignet.“ Deshalb fordere der Wachdienst freundlich zum Gehen auf. Kunden-Beschwerden gebe es nicht, eine nächtliche Schließung des Vorraums stehe derzeit nicht zur Debatte.

Verunreinigungen

Kümmert sich im Weißen Haus in Buer um Obdachlose: Caritas-Sozialarbeiter und Einrichtungsleiter Henryk Münzer.
Kümmert sich im Weißen Haus in Buer um Obdachlose: Caritas-Sozialarbeiter und Einrichtungsleiter Henryk Münzer. © WAZ FotoPool

Ähnlich argumentiert Sparkassen-Sprecher Udo Kramer: „Aufwärmen ist geduldet, Übernachten nicht“, weil es dann zu Verunreinigungen kommen könne, etwa wenn jemand seine Notdurft dort verrichte. Beschwerden von Kunden gebe es in Buer derzeit nicht, wohl aber vereinzelt im übrigen Stadtgebiet. Es blieben alle Vorräume rund um die Uhr geöffnet.

Derweil sieht Caritas-Sozialarbeiter Henryk Münzer, Leiter des Weißen Hauses – Anlaufstelle für Nichtsesshafte in Buer – derzeit kein großes Problempotenzial: „Solange sich die Leute ordentlich benehmen, werden Übernachtungen eigentlich geduldet.“ Nächtliches Urinieren in den Vorräumen seien Einzelfälle, die nicht verallgemeinert werden dürften. „Wir suchen dann den Kontakt zu den gesetzlichen Betreuern, um die Nichtsesshaften so zu begleiten, dass ein menschenwürdiges Leben möglich ist.“