Gelsenkirchen. Seit März lebten drei Bären im Gelsenkirchener Zoo in Quarantäne. Jetzt können die zotteligen Schwestern aus Schweden ihre Anlage im Zoom erkunden.

„Frieda, Alma, Smilla!“ brüllt Markus Tekampe in ohrenbetäubender Lautstärke in die scheinbar leere Landschaft hinein. Doch die Bewohner von Alaska haben gute Ohren – und einen gesunden Appetit. Aus der Ferne kommen sie im Schweinsgalopp angetrabt, die schwedischen Bärendamen, denn sie wissen: Der Ruf des Pflegers verheißt Futter. Seit kurzem erobern die Schwestern Frieda, Alma und Smilla, drei hübsche, noch etwas tapsige Braunbärenladys, die Außenanlage in der Zoom Erlebniswelt.

Die ersten Wochen seit ihrer Ankunft Ende März mussten die zwei Jahre alten, flauschigen Mädels in Quarantäne verbringen. Jetzt sind sie endlich los, die Bären, die der Gelsenkirchener Zoo vom schwedischen Erlebnispark Kolmarden in der Nähe der Landeshauptstadt Stockholm übernommen hatte. Sie erobern im Sturm die weite Anlage, die bis vor kurzem noch das Zuhause von Kodiakbärin Brenda gewesen ist.

Bärenstarke Bande ohne Zicken

Nach dem Tod ihres Partners Buffy plagte Brenda die Einsamkeit, so dass sie in den Zoo Wuppertal umgesiedelt wurde, wo sie eine neue Gefährtin bekam. „Leider“, sagt der 39-jährige Revierleiter der Erlebniswelt Alaska, „starb inzwischen auch dieses Tier und Brenda ist schon wieder allein.“ Bärenschicksale!

Die neuen Bewohner nun sind eine bärenstarke Bande, die zusammen hält. „Im Zickenalter sind sie zum Glück noch nicht“, lacht Tekampe, der die drei Schwedinnen und ihre Eigenheiten bereits bestens kennt. „Alma ist die Forscheste, sie ist neugierig, immer an erster Stelle dabei. Dann kommt die sensible Frieda mit gebührendem Respekt vor allem, was sie nicht kennt.“ Als Angsthase entpuppt sich bislang Smilla. Die Bärin hält sich lieber vornehm zurück.

Wenn allerdings Tekampe ihren Namen brüllt, traben sie alle drei überraschend leichtfüßig und schnell an. Zur Freude der Zoobesucher. Und zu ihrer Überraschung, denn sie staunen, wenn sie sehen, was der „Bärendompteur“ für tierische Leckereien im Eimer parat hält: nicht dicke Fleischbrocken und saftige Fische, sondern Äpfel, Möhren und Rote Beete. Ein junger Besucher ist baff: „Die ernähren sich ja gesünder als ich!“

Respekt vor dicken Brocken

„Wir haben uns anfangs auch gewundert, aber Obst und Gemüse fressen sie tatsächlich am liebsten“, weiß der Pfleger über die Raubtiere. Mit stattlichen 75 Kilogramm auf den Rippen kamen die stämmigen Braunbärinnen in Gelenkirchen an, heute zeigt die Waage schon 85 bis 90 Kilos. Ausgewachsen sind die Schwedinnen dabei noch nicht.

Echte Brocken wohnen auf der Anlage nebenan: Die beiden Kodiakbären-Brüder bringen jeweils um die 450 Kilo auf die Waage. Kein Wunder: Vor soviel Masse haben die Braunbären-Schwestern mächtig Respekt. Darum lässt das Zoo-Team beide Bärengruppen zurzeit noch nicht zeitgleich auf ihre benachbarten, weitläufigen, je 2500 Quadratmeter großen, von Felsen, Kletterbäumen und Wasserfällen dominierten Anlagen. Tekampe: „Die Neulinge sollen sich erst ganz in Ruhe einleben können.“ Der Kontakt zu den Besuchern klappt gut, die Bären tummeln sich gern vor den Sichtscheiben.

Als der Obsteimer am Ende der Fütterung leer ist, die Bärinnen satt und verschwunden sind und Markus Tekampe noch einmal nach „Frieda, Alma, Smilla“ brüllt, da rührt sich rein gar nichts mehr. Der Mann nimmt’s gelassen: „Schließlich sind Braunbären eigentlich ganz gemütliche Faulpelze!“