Gelsenkirchen. . Aktionstag am Berufskolleg Königstraße hat verschiedene Blickwinkel auf die Fragestellung ermöglicht. Nicht nur menschliche, sondern auch wirtschaftliche Aspekte wurden unter die Lupe genommen
„Noch nie war der Zusammenhalt der Europäischen Union (EU) seit ihrer Gründung so wichtig und so verletzlich zugleich, wie in diesen Zeiten“, so der Standpunkt des Gelsenkirchener Bundestagsabgeordneten Joachim Poß (SPD) im Rahmen einer Podiumsdiskussion am Berufskolleg (BK) Königstraße.
Die Schüler des Kollegs hatten in Eigenregie einen „Europatag“ organisiert und erarbeitet – die Resultate, Erkenntnisse und Fragen wurden nun gestern an der Königstraße vorgestellt und diskutiert. Ein deutliches Statement der Schüler verhüllte schon am Morgen eine gesamte Fensterfront des Schulgebäudes. 40 Meter bemalte Stoffbahnen, die von einzelnen Klassen bemalt und zusammengenäht wurden (siehe Foto), unterstrichen das Motto des Aktionstages „Vielfalt in Einheit“.
Politiker im Gespräch
Nach Workshops, Fair-Trade-Informationen und künstlerischen Darstellungen zum Thema Europa, krönte die Podiumsdiskussion in der Aula den Europatag. Neben Joachim Poß saßen noch Lehrerinnen, eine Schülerin und Vertreter der lokalen Wirtschaft und Politik auf dem Podium und äußerten ihre Vorstellungen und Erwartungen eines vereinten Europas. Lehrerin Marina Kaspar, selbst mit einem serbischen Migrationshintergrund, erwähnte die Europäische Vielfalt, die sie gerne sieht und mit den verschiedenen Nationalitäten allein unter den Schülern jeden Tag als gelebtes Europa wahrnimmt.
Schülerin Julia Anagnostopoulou ist in Griechenland geboren und lebt erst seit drei Jahren in Deutschland. „Damit bin ich quasi auch ein Wirtschaftsflüchtling“, so die angehende Abiturientin, deren Mutter aus Deutschland kommt und der Vater Grieche ist.“ Dass Europa und der Zusammenhalt der EU nicht nur in Flüchtlingsfragen wichtig ist, verdeutlichte Atilla Öner. Der Gelsenkirchener Unternehmer verdeutlichte den Schülern, dass auch die Wirtschaft, der Handel innerhalb der EU durch die weggefallenen Grenzen deutlich einfacher und stabiler wurde. „Aber in erster Linie hat uns ein gemeinsam gefühltes Europa ein noch höheres Gut gebracht: Frieden“, so der ehemalige Schüler des BK. „Auch in Sachen Umweltpolitik halte ich ein vereintes Europa für enorm wichtig.“
Diskussion und Fragen
Im Anschluss hatten die Schüler des BK Königstraße die Möglichkeit, mit den Podiumsrednern über die ein oder andere These zu diskutieren oder neue Fragestellungen in den Raum zu werfen. Senida Catovic lobte die Zusammenstellung des Akteure. „Schon im Vorfeld war die Auseinandersetzung mit dem Thema des Aktionstags sehr interessant und vielfältig“, sagt die bosnische Abiturientin, die erst seit drei Jahren in Deutschland lebt. „Die Vorbereitung, der ganze Tag hat gezeigt, wie vielfältig Europa ist – in allen Bereichen.“ Denn, so Mitschüler Mehmet, fördere und fordere die Grenzenfreiheit der EU-Länder nicht nur die Migration und Integration.
„Verantwortung für ein stabiles, friedliches Europa sollte uns allen am Herzen liegen“, sagt der BK-Schüler, der gerne studieren und ein Auslandssemester machen möchte, um seinen eigenen Horizont zu erweitern. Dass in Europa momentan kein Kuschelkurs angesagt ist, verdeutlichte Bundestagsabgeordneten Joachim Poß immer wieder. Gerade deshalb sei dieser Aktionstag, der viele Seiten des Mottos „Vielfalt in Einheit“ auf kleiner Ebene beleuchtet hat, unheimlich wichtig. In Anspielung auf den AfD-Parteitag am Wochenende betonte Poß deshalb unter tosendem Applaus: Der Islam ist eben doch ein Teil von Deutschland!“