Gelsenkirchen. . Schlüsselübergabe im Justizzentrum: Der Eingangsbereich an der Bochumer Straße strahlt Größe aus, der Rest des Komplexes vor allem Funktionalität.
2014 begannen die Arbeiten, im April 2015 wurde Richtfest gefeiert – und Freitag nun, fast drei Monate nach dem Bezug, die offizielle Einweihung des Justizzentrums.
Amts-, Sozial- und Arbeitsgericht sowie die Ambulanten Sozialen Dienste sind an der Bochumer Straße 79 mit 23 Sitzungssälen, 222 Büros und fast 320 Mitarbeitern unter einem Dach vereint. Der BLB, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes hat für Gesamtkosten in Höhe von 48,5 Millionen Euro den Entwurf des Büros „harris + kurrle architekten“ aus Stuttgart umgesetzt. Das Ergebnis, budget- und fast zeitgerecht fertiggestellt, kam bei der Eröffnung und der Haus-Visite an.
"Das ist ganz schön groß geworden"
Beim Richtfest vor knapp einem Jahr war Thomas Kutschaty zuletzt auf der Großbaustelle Justizzentrum. „Wenn ich in der Folge dort vorbeikam“, sagt der NRW-Justizminister, „habe ich immer gedacht: Mensch, das ist ganz schön groß geworden. Und als ich heute rein gekommen bin, habe ich gedacht: Mensch, ist das chic geworden.“ Hell, offen, transparent und barrierefrei sieht der Minister das Gebäude als neues Tor zu Innenstadt, aber auch als Tor zur Justiz.
Wie Kutschaty ging es Freitag gut 200 geladenen Gästen bei der Einweihungsfeier des Justizzentrums an der Bochumer Straße, das im Februar bezogen wurde. Hinter der Sicherheitsschleuse und einer Begrüßungs-Riege aus Polizisten und Justiz-Wachtmeistern füllten die Besucher die Stuhlreihen, hörten, was acht Rednerinnen und Redner als Dank an Bau-Beteiligte, aber auch zum neuen Haus, zu den geschulterten Aufgaben, zur neuen Zusammenarbeit, den erhofften Impulsen für die Stadtentwicklung und den Kinderkrankheiten im Gebäude (und der Hoffnung auf baldige Besserung) zu sagen hatten. Danach ging es zur Haus-Visite und, nicht unwichtig, zum Plausch in die Kantine.
Schnittstelle zwischen Anwaltschaft und Richtern
Dass es sie gibt, begrüßen nicht nur die Beschäftigten, sondern auch Klaus Baschek. Die Kantine, witzelte der Rechtsanwalt als Vorsitzender des Anwalt- und Notarvereins Gelsenkirchen, sei im Berufsalltag die wahre „Schnittstelle zwischen Anwaltschaft und Richtern“. Ein symbolträchtiges Geschenk für die Behörden im Haus hatte Baschek dabei: einen Paragrafenstuhl, buchstäblich „kein Möbel, auf dem man es sich bequem machen kann.“
Dr. Mathias Kirsten, der Direktor des (nach der Zusammenlegung mit Buer) nun einzigen Gelsenkirchener Amtsgerichts, übernahm das Geschenk für alle. „Wir fühlen uns wirklich sehr wohl in diesem Gebäude und haben uns sehr verbessert. Wer unsere Altgebäude kennt, wird das bestätigen. Wer nicht, hat nichts verpasst“, betonte Kirsten.
So sieht es auch Silvia Fleck, die Präsidentin des Sozialgerichts. Allein im Arbeitsgericht, stellte Direktorin Ines Koch fest, tat man sich schwer mit dem Abschied vom alten, repräsentativen Gebäude am Wissenschaftspark, in dem das Gericht über 23 Jahre seinen Sitz hatte. Doch auch Koch findet: „Das Klima im Haus ist ausgesprochen freundlich“, man sei auf gutem Weg zu langfristiger, allseitiger Zufriedenheit. „Und falls sich die Parksituation noch signifikant verbessern sollte, tritt dieser Zustand noch viel früher ein.“
Belebende Impulse zwischen Neustadt und Ückendorf verspricht sich die Stadt vom Justizzentrum. „Dass da noch Luft nach oben ist, wird ihnen nicht entgangen sein“, wandte sich Frank Baranowski an die Zuhörer. Baulich, so der Oberbürgermeister, werde sich „im Umfeld noch einiges tun. Hier wird sich eine spannende Dynamik entwickeln.“ Ein Versprechen vom Richtfest konnte Baranowski zudem augenzwinkernd abhaken: „Der Lack- und Leder-Laden gegenüber ist geschlossen und verlagert. Da findet kein Publikumsverkehr mehr statt.“
Bewegung kam dafür in die große Runde beim Gebäude-Check. Geklotzt worden ist im Justizzentrum vor allem bei den drei Baukörpern mit den begrünten Innenhöfen, auch das Entree mit Atrium und freier Sicht in die oberen Etagen ist durchaus erhebend, strahlt Größe aus. In den Fluren und Büros, auch in den Sitzungssälen, dominiert dagegen schlichte Funktionalität. So soll sie wohl sein, die Justiz 2016: Nüchtern, sachlich, geradlinig.