Gelsenkirchen. . Das neue Justizzentrum an der Bochumer Straße in Gelsenkirchen offenbart im Betrieb einige (Bau)-Tücken. Ein Bericht aus dem Sitzungs-Alltag.
Sie sind stolz auf den modern gestalteten 50-Mio-Euro-Bau des Justizzentrums an der Bochumer Straße: Das NRW-Justizministerium, der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb als Bauherr wie auch Politik und Stadtverwaltung. Das quaderförmige Bauwerk könnte nach den Vorstellungen der Stadtväter als Symbol für ein passendes Eingangstor in eine moderne Stadt gelten.
In Rekordzeit wuchsen die viereinhalb Etagen. So imposant die äußere Haut des Justizgebäudes auch wirken mag, im inneren Ablauf hakt es hier und da noch Die Baumeister scheinen bei ihrer rekordverdächtigen Bauzeit im Innenleben jedenfalls teilweise weniger Wert auf Zweckmäßigkeit und Funktionalität gelegt zu haben.
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In einigen Amtsgerichtssälen können die Vorsitzenden Richter nicht mehr sehen, ob beispielsweise Zeugen, die später aufgerufen werden sollen, den Saal auch tatsächlich verlassen haben. Sie verschwinden hinter einer Ecke, die für den Richter nicht mehr einsehbar ist, können die Saaltür öffnen und wieder schließen, ohne den Saal tatsächlich verlassen zu haben. Durch den Einbau eines Fahrstuhls hatten die Planer für die Raumveränderung und damit für die fehlenden Sichtverhältnisse gesorgt. Der Fahrstuhl wird benötigt, um Häftlinge in Begleitung von Justizbeamten vorzuführen. Für ihre fehlende Weitsicht bieten die Planer jetzt mit dem Einbau von Spiegeln, wie sie an unübersichtlichen Straßeneinmündungen angebracht sind, eine optimale Lösung an.
Die Richter geraten in leichte Rotation
Die Jalousien, die bei starkem Sonnenschein den Raum verdunkeln sollen, haben mitunter ihr Eigenleben und fahren einige Extratouren rauf und runter oder bewegen sich bei extremer Kälte gar nicht. Das bei Verdunklung automatisch eingeschaltete Licht will nicht immer für Erleuchtung sorgen. Mitunter helfen Justizmitarbeiter mit aufmunternden Armbewegungen und lösen damit den Bewegungsmelder aus, der schließlich allen ein Licht aufgehen lässt.
Auffallend häufig ist auch ungewollte Bewegung unter den Richtern zu sehen. Ihre Stühle geraten in leichte Rotation, weil sich die Bodenhaftung der Rollen nicht mit dem glatten Parkett verträgt.
Auch der Funktionsknopf, der den Lautsprecher in der Wartehalle auslöst, sorgte schon für Ärger. Prozessbeteiligte draußen wurden akustische Zeugen der Verhandlung. Und dass einige Mitarbeiter im Aufzug gefangen waren, die Hinweise auf Gerichtssäle und Büroräume eher verwirrend wirken, werden die Planer sicherlich noch in den Griff bekommen. Dafür schmeckt aber der Kaffee in der Kantine wirklich gut.