Gelsenkirchen. . Ein trauriger Anlass brachte Susanne Beckmann zu ihrer Arbeit. Im Schnitt fertigt sie monatlich für 60 bis 80 Kunden Ketten, Armbänder oder Ohrringe.

Bestandteile des eigenen Tiers um den Hals tragen oder ums Handgelenk? Klingt erst einmal komisch, aber genau das macht Susanne Beckmann und seit 2012 auch ihre Kunden. Für Menschen aus ganz Europa stellt die Gelsenkirchenerin Schmuck aus Tierhaar oder Federn her. Ein trauriger Anlass führte sie zu ihrer mittlerweile erfolgreichen Arbeit: „Nach der Kastration meiner damaligen Katzen bekam ich nur eine zurück. Morpheus starb im Alter von neun Monaten“, erinnert sich die 47-Jährige mit traurigem Blick.

Das Fell ihres geliebten Tieres hatte sie oft mit einer Drahtbürste gekämmt, das herausgefallene Haar bewahrte sie auf. Nach dem Verlust des Tieres kramte sie die Wolle heraus, formte sie zu einer Kugel, befestigte diese an einem Nylonfaden und hängte sich die Kette um den Hals. „Ich wollte das Tier so nah wie möglich bei mir haben“, erklärt sie und fährt fort: „Auch anderen Menschen wollte ich das Gefühl geben, das eigene Tier immer dabei zu haben“.

Zunächst erstellte sie nebenberuflich Schmuck aus den Haaren der Haustiere von Freunden und Nachbarschaft. Mit der Zeit verbesserte die gelernte Gartenarchitektin ihre Technik. Aufmerksamkeit erhielt sie, als sie bei einem Talentwettbewerb unter die zwanzig Personen gewählt wurde, die ihren Schmuck präsentieren durften. „Kandidaten, die von der Kunsthochschule kamen oder Goldschmiedemeister belächelten mich damals.“ Angetrieben von ihrer eigenen Begeisterung kam ihre Arbeit ins Rollen. Mittlerweile hat sie ihren ursprünglichen Job an den Nagel gehängt und arbeitet Vollzeit als Schmuckdesignerin. Monatlich fertigt sie durchschnittlich für 60 bis 80 Kunden Ketten, Armbänder, Ohrringe oder Schlüsselanhänger.

Jedes Schmuckstück ist ein Unikat

„Jedes Teil ist ein Unikat, kein Stück soll aussehen wie ein anderes.“ Um Persönlichkeit in den Schmuck zubekommen, erfragt sie vorher Eigenschaften und Charakterzügen des Tieres. Sie weiß: „Die wichtigste Zutat bei meinem Schmuck ist Emotionalität.“ Dann lässt sie sich Fotos und Haare zukommen. Meist, Haare von Katzen, Hunden, Pferden, Kaninchen oder Vogelfedern. „Das ungewöhnlichste war wohl Kuhfell“, so Beckmann. Zusätzlich zu dem Haar verwendet die Tierliebhaberin Glaskugeln, Lederbänder, Edelsteine, vergoldete Anhänger und Verschlüsse aus Sterlingsilber. „Manchmal fühle ich mich wie ein Maler.“ Sie zeigt auf eine kleine Glaskugel, in der schwarzes Haar zu einer Schlaufe geformt ist, eine dünne Strähne besteht aus weißem Haar. „Der Rappe hatte weiße Stellen an Stirn und Nüstern. Das wollte ich in dem Schmuckstück miteinbringen.“

Ihre Werkstatt befindet sich im Dachgeschoss des eigenen Hauses, der Verkauf läuft über die Webseite www.ihrtier-ihrjuwel.de. Immer in Erinnerung, auch auf Reisen, ihre derzeitgen Lieblinge: Spunk und Lucifer. Das Haar ihrer Katzen trägt sie mal um das Handgelenk, dann wieder um den Hals.