Gelsenkirchen. . Nur Medicos auf Schalke und Münster sind in der Region Kooperationspartner für das Vorsorgeprogramm der Deutschen Rentenversicherung für Berufstätige

Manch übler Schmerz hat sehr simple Ursachen. Schon falsches Sitzen am Schreibtisch oder die falsche Computermaus können Schmerzen verursachen. Und lange Ausfallzeiten wegen Krankheit nach sich ziehen. Dem soll unter anderem „Ergonomieberatung“ vorbeugen. Sie ist Bestandteil von „Betsi“, einem neuen Vorsorgeprogramm, das die Deutsche Rentenrentenversicherung und die Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See in Zusammenarbeit mit Medicos in Gelsenkirchen jetzt Arbeitnehmern anbieten.

Die richtige Bewegung

Natürlich geht es nicht nur ums Sitzen, sondern auch darum, sich mehr und vor allem richtig zu bewegen. Und die Ernährung im Blick zu halten. Kurz: Sich fit zu erhalten oder wieder fit zu werden.

Die Modellphase für „Betsi“ ist bereits abgeschlossen, Arbeitgeber wie Masterflex, die Post, die Vestische, die Volksbank und die Sparkasse Gelsenkirchen haben schon mitgemacht, ihre Mitarbeiter am Programm teilnehmen lassen. Für den Arbeitnehmer entstehen in der dreimonatigen Trainingsphase keiner Kosten. Betriebe, die Mitarbeiter mit gesundheitlichen Problemen in das Präventionsprogramm entsenden möchten, müssten dafür nur jeweils einen halben Urlaubstag am Anfang und am Ende der Trainingsphase „spendieren“. Die Kosten für Analyse, Training und Abschlussberatung übernimmt der Rentenversicherungsträger. Die folgende, sechsmonatige „Eigenaktivitätsphase“ ist freiwillig, muss aber selbst oder vom Arbeitgeber finanziert werden.

Sportherapeutin Sarah Wischnewski zeigt Ludger Gahlen die richtige Haltung beim Heben von Lasten.
Sportherapeutin Sarah Wischnewski zeigt Ludger Gahlen die richtige Haltung beim Heben von Lasten. © Funke Foto Services

Ludger Gahlen (58) war einer der ersten, die bei „Betsi“ mitgemacht haben. Der Westerholter arbeitet bei der Vestischen in der Personaldisposition, koordiniert die Fahreinsätze. Das heißt viel Sitzen, viel „Maus-Schieben“. Gahlen hatte schon drei Bandscheibenvorfälle, da musste der Arzt nicht lange nachdenken, ob es Bedarf für die Präventionsmaßnahme gibt. Gahlen selbst hat auch nicht lange überlegt. „Ich habe immer gern Sport gemacht, aber in letzter Zeit hatte ich zunehmend Probleme. Und das Programm hat mir sehr geholfen, mich vor allem stark motiviert“, schwärmt er.

Optimierung am Arbeitsplatz

Für die Vestische ließ Medicos sogar einen Bus vorfahren, in dem jenen „Betsi“-Teilnehmern, die als Fahrer arbeiten, gezeigt wurde, welche Sitzpositionen für ihren Rücken gut sind, welche Optimierungsmöglichkeiten ihr Arbeitsplatz bietet. Ludger Gahlen hat jetzt eine ergonomische PC-Maus und einen verstellbaren Schreibtisch. Und vor allem wieder Spaß am Sport. „In der Eigeninitiativphase soll man mindestens zwei Mal pro Woche kommen. Ich war häufiger und immer lange hier,“ erzählt er. Zwar haben es ihm nicht alle gleich getan, aber doch viele.

Ersan Özen, der Leiter des Gesundheits- und Trainingsmanagements bei Medicos, ist stolz auf die Analyse-Ergebnisse am Ende: „Sowohl die Muskulatur als auch die Koordinationsleistung und die Ausdauer haben sich bei den Teilnehmern in der Zeit verbessert.“ Gerade die Koordinationsfähigkeit spielt auch eine wesentliche Rolle bei der Verhinderung von Stürzen und Sicherheit im Alltag. Überhaupt: Bei dem Programm geht es auch darum, Gelerntes im Alltag zu verankern. Ob Haltung, optimale Bewegungsabläufe daheim wie am Arbeitsplatz, richtige Ernährung oder Regelmäßigkeit im Training: Ziel des Programmes und jener, die es finanzieren, ist eine nachhaltige Wirkung. Leistungs- und Arbeitskraft sollen erhalten bleiben. Und der Spaß an der Bewegung.

Medizinische Analyse, Training und ein Abschluss-Check 

„Betsi“(„Beschäftigungsfähigkeit sichern“) ist als ganzheitliches Präventionsprogramm angelegt. Mitmachen dürfen Berufstätige, die bei der Deutschen Rentenversicherung bzw. der Deutschen Knappschaft Bahn und See rentenversichert sind. Ein Betriebsarzt oder auch der Hausarzt muss den Teilnahmebedarf bescheinigen, der Teilnehmer einen Antrag stellen. Bedarf kann bescheinigt werden, wenn Bewegungsmangel, Fettsucht, Rückenleiden, Bluthochdruck oder auch Diabetes mellitus vorliegen beim Patienten.

Teilnehmer sollen lernen, sich mehr und gesünder zu bewegen, besser mit körperlicher und psychischer Anspannung umzugehen und so langfristig gesund zu bleiben.

Am Anfang von „Betsi“ stehen eine medizinische Analyse, sportwissenschaftliche Untersuchungen und psychologisches Screening. Berufsbegleitend folgt eine dreimonatige Trainingsphase mit Bewegungstherapie, Vorträgen und Ergonomieschulung, zweimal je Woche. Danach gibt es einen Re-Check mit Abschlussgespräch. In sechs Monaten „Eigenaktivitätsphase“ soll das Gelernte dann im Alltag verankert werden. Am Ende steht eine Lernerfolgskontrolle.

„Betsi“ wird nur an zwei Orten in der Region angeboten: Bei Medicos auf Schalke und in Münster.

Informationen für Unternehmen und Arbeitnehmer gibt es zum einem bei der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, 0800 1000 453 oder 0251 238 498 68, bei Medicos, 0209 38033 122, sowie bei Ärzten. Direkte Ansprechpartnerin ist Dr. Roswitha Gärtner, 0209 63 03 48.