Gelsenkirchen. . Das traditionelle Eiersuchen im Bulmker Park hat vielen Kindern einen unvergesslichen Tag bereitet. Religion oder Herkunft spielten keine Rolle

Noch gegen zehn Uhr hatte es so ausgesehen, als würde die diesjährige Eiersuche im Bulmker Park ins Wasser fallen. Doch pünktlich zum Start um 11 Uhr bahnten sich erste Sonnenstrahlen zaghaft ihren Weg in den Tag. Gekommen waren rund 100 Kinder, eingeladen vom SPD-Ortsvereine Bulmke und Hüllen. Wolfgang Hovenga, Vorsitzender der SPD Bulmke und Fraktionsassistent der SPD, zeigte sich angesichts der unsicheren Wetterlage indes keineswegs enttäuscht.

Tatsächlich waren in den 25 Jahren, seit denen die Gelsenkirchener Sozialdemokraten die Ostertradition hochhalten, auch schon mal mehr Kinder gekommen. 900 ausschließlich blass-rot gefärbte Eier hatten Helfer der SPD versteckt: wie immer für Kindergartenkinder auf dem Drachenspielplatz, für Schulkinder auf dem Wiesengelände am Teich. So sollte gewährleistet werden, dass kein Kind leer ausging.

Fette Beute

Und tatsächlich, alle machten fette Beute. Mit rund 20 Eiern hatte Layan Al Aboush einen besonders großen Schatz geborgen. 15 steckten in der mitgebrachten Tasche, fünf in der Kapuze ihres kleinen Mantels. Layan ist zehn Jahre alt, sie war mit ihren Schwestern Lamar (8) und dem vierjährigen Mas in den Park gekommen. Und mit ihren Eltern Rami Al Aboush und seiner Frau Nadine Al Yousaf. Rami Al Aboush ist seit sechs Monaten in Deutschland und lobte die deutsche Willkommenskultur. Er sagte es auf englisch, denn noch besucht er keinen Sprachkurs. „Es dauert noch, bis sein Status als Kriegsflüchtling geklärt ist“, beschrieb Hovenga die Situation des Syrers.

Der 44-Jährige hatte in seiner Heimat als Anwalt gearbeitet, seine Frau als Englischlehrerin. Dann kam der IS mit seinem Terror und die Familie musste aus der Heimatstadt Deir ez-Zor im Osten Syriens flüchten. Über die Türkei und die Balkankroute. Mit „Hilfe“ von Schleppern. Die scheinbar bekannte Geschichte, das ganze Programm, wie man es aus den TV-Nachrichten zu kennen glaubt. Doch Rami Al Aboush ist kein Fernsehbild. Er ist ein gebildeter, freundlicher und höflicher Mann aus Fleisch und Blut. Und er wartet. Bis es ein Ende hat mit der „Killing time at home“ – dem zuhause Rumsitzen und die Zeit Totschlagen. Seine älteste Tochter Layan besucht mit ihrer Schwester Lamar eine internationale Förderklasse. Ihr Deutsch ist schon recht gut.

Nicht nur religiöser Hintergrund

Natürlich diene eine solche Aktion auch der Integration, erklärte die Stadtverordnete Margret Schneegans. „Hier sind Kinder unterschiedlichster Herkunft“, sagte sie. Und sie wisse, dass sich beispielsweise Muslime zu Weihnachten einen Tannenbaum in die Wohnung stellen. Das muss – wie die Ostereiersuche – gar keinen religiösen Grund haben.

Ein Baum ist hübsch. Er leuchtet. In ihm hängen bunte Sachen. Das gefällt nicht nur Kindern. Nach der erfolgreichen, etwa halbstündigen Suche gab’s noch süße Kleinigkeiten. Die erwachsenen Begleitpersonen hatten sich die Zeit mit Kaffee und Keksen vertrieben; manche hatten sie zum Gespräch mit Schneegans, Hovenga oder Michael Maaßen genutzt, dem Vorsitzenden der SPD Hüllen.