Gelsenkirchen. . Bildungsmonitor liefert Ergebnisse: Stärken und Potenziale der Jugendlichen weichen oft noch vom Berufswunsch ab. Maßnahme: frühe Potenzialanalysen.

Der Übergang von der Schule auf den Arbeitsmarkt ist in Gelsenkirchen schon lange besonders schwierig. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt war und ist angespannt, Angebot und Nachfrage bei Ausbildungsplätzen passen kaum zueinander. Noch vor 15 Jahren hatten hier 60 Prozent der Jugendlichen trotz Schulabschluss keine echte Perspektive. Heute seien es immerhin „nur“ noch 40 Prozent – und damit immer noch viel zu viele, betont Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck bei der Vorstellung der Dokumentation zum Bildungsmonitoring unter dem Motto „Talente früh entdecken“.

Analyse der Stärken und Schwächen

Ziel ist es, möglichst vielen Jugendlichen früh zu helfen, ihre eigenen Stärken zu entdecken und sich entsprechend beruflich zu orientieren. „Potenzialanalyse“ heißt der ganztägige Test, den im ersten Halbjahr des laufenden Schuljahres erstmals alle aktuellen Achtklässler in der Stadt durchlaufen haben. Ihre Fähigkeiten und Stärken auf verschiedensten Gebieten wurden von externen Experten mit verschiedenen Tests ermittelt. Es gilt, Teamfähigkeit, praktische Fähigkeiten, Kombinationsgabe und mehr zu ermitteln. Außerhalb der Schule, so niedrigschwellig wie möglich.

Erste Ergebnisse dokumentiert

In einer Schwerpunktwoche vom 25. bis 29. April sollen die Achtklässler nun in möglichst drei verschiedenen Berufsfeldern testen, was ihnen wirklich liegt. Jeweils ein Tag je Berufsfeld in einem Betrieb ist vorgesehen. Das soll auch bei der Entscheidung für ein längerfristiges Praktikum in späteren Jahren helfen. „Je mehr die Schülerinnen und Schüler wissen, was sie in einem Beruf erwartet, desto besser können sie sich auch für eine Ausbildung entscheiden, die ihnen liegt. Und das kann später auch Abbrecherquoten senken helfen“, erklärt Katarina Eggers, die die Kommunale Koordinierung bei Übergang Schule-Beruf bei der Stadt übernommen hat.

In der jetzt vorgestellten, 172 Seiten starken Dokumentation geht es zum einen um die Erfassung der Ausgangssituation in Gelsenkirchen, inklusive Alter, Geschlecht, Schule, Herkunft, angestrebter Abschluss, Berufswunsch und Eckdaten zum lokalen Arbeitsmarkt. Dokumentiert sind darin aber auch die Ergebnisse der ersten Potenzialanalysen.

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Interessant dabei: Die Stärken und Potenziale der Heranwachsenden wichen häufig von den geäußerten Berufswünschen ab. Noch immer kennen die Schülerinnen und Schüler nur einen Bruchteil der Berufsmöglichkeiten. Und noch immer streben Mädchen verstärkt in frauenspezifische Berufe, ziehen „Männerberufe“ erst gar nicht in Erwägung.

Bei der Vorauswahl für die Berufsfelderkundung sollen intensive und gezielte Beratungen auf der Grundlage der Potenzialanalyse helfen. Bei den Beratungen wurden die Eltern bewusst stark einbezogen. Mit der Folge, dass erfreulich viele Eltern auch das Angebot, die Testergebnisse ihrer Kinder mit den Lehrern und Kindern zu besprechen, in diesem Jahr angenommen haben. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Einfluss von Eltern auf die Berufswahl ihrer Kinder in Deutschland besonders groß ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.