Gelsenkirchen. In den gewerblich-technischen Berufen bilden Unternehmen wie Gelsenwasser die Fachkräfte von morgen aus. Geschick und Verständnis ist dabei gefragt.
Die Jobwünsche junger Menschen konzentrieren sich oft auf ein Dutzend Sparten, trotz eines Spektrums von nahezu 400 Ausbildungsberufen. Selten sind Wunsch und Wirklichkeit miteinander vereinbar, da lohnt es sich, beim Einstieg in Lohn und Brot nach Alternativen rechts und links des Weges zu schauen.
Genau das hat Marco Fockenberg getan und es bis heute nicht bereut: „Das war die richtige Entscheidung und ich bin sehr froh darüber.“ Der 19-jährige Mann aus Kirchhellen, ein ruhiger Schlaks mit einer Vorliebe für Handball, ist Auszubildender bei der Gelsenwasser AG. Anfang des nächsten Jahres will er nach dreieinhalb Jahren seinen Gesellenbrief als Anlagenmechaniker stolz in den Händen halten. Er und seine Kollegen sind für das Rohrnetz des Konzerns zuständig, dafür, dass die Kunden Gas und/oder Wasser bekommen.
In andere Jobs geschnuppert
Probeweise hat sich Marco Fockenberg in einer Praxis für Physiotherapie versucht, danach im Garten- und Landschaftbau. „Beides ebenso interessant wie anspruchsvoll, aber nicht hundertprozentig etwas für mich“, lautet sein Resümee. Blieb der Industriemechaniker. Doch da fand sich so schnell nichts, denn der Job gehört zu denen, auf die sich Heerscharen von Kandidaten bewerben – zu den beliebtesten Jobs gehören nach wie vor der Kfz-Mechatroniker, Einzelhandels- oder Bankkaufmann sowie der Verkäufer Was also tun?
Die richtige Alternative
„Ich habe nach einer Alternative gesucht“, sagt Marco Fockenberg, „die mir Spaß macht und bei der ich meine Fähigkeiten einbringen kann.“ Wichtig ist ihm zu betonen, dass man ehrlich zu sich sein muss, schließlich sei das eine bedeutsame Weichenstellung für die Zukunft. Er weiß: „Ich will ja gern zur Arbeit gehen und mich nicht tagtäglich dahin quälen müssen.“
Gesagt, getan, geschafft. Den Einstellungstest hat er ebenso gemeistert wie vor kurzem seine Zwischenprüfung. Dabei musste der 19-Jährige seine handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen: unter anderem pieksauber feilen, löten und schweißen.
„Persönlichkeiten, keine Abschlüsse“
„Wir suchen Persönlichkeiten, keine Abschlüsse“, sagt Sabrina Schinschick von der Personalentwicklung bei Gelsenwasser, die die Auszubildenden auf ihrem Weg wohlwollend begleitet. Heißt: Natürlich müssen die Noten einigermaßen stimmen, aber so etwas wie Umgangsformen oder Sozialkompetenz ist dem Unternehmen mindestens genauso wichtig. „An allem anderen lässt sich arbeiten.“
Insofern war es ganz sicher kein Nachteil, dass sich Marco neben dem Job in Kirchhellen noch bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, die Jüngeren in seinem Handballverein trainiert oder daheim seinem Onkel auf dem Bauernhof zur Hand geht.
Neigung zu Technik und Physik
Handwerkliches Geschick und eine Neigung für technisch-physikalische Sachverhalte tun ihr Übriges, einen Job mit guten Zukunftschancen wie Marco Fockenberg zu bekommen. Wobei Abitur kein Muss ist, im Gegenteil. „Wir nehmen gern auch Haupt-, Real- oder Gesamtschüler“, erklärt Sabrina Schinschick. Selbst die gefürchteten Klippen „Mathe und Physik“ lassen sich ohne zu kentern umschiffen, berichtet Marco: „Klar, ein gewisser Anspruch ist schon da, aber wenn man beim Lernen dranbleibt, kriegt man das ganz gut hin. Die Lehrer in der Berufsschule sind übrigens wahre Kumpel, helfen und erklären einem prima.“
Apropos Zukunft: Fachkräfte, insbesondere im gewerblich-technischen Bereich, sind überaus gefragt. Auch bei Gelsenwasser. Das Unternehmen bildet für den eigenen Bedarf aus. Und das nicht zu knapp, pro Jahr werden etwa 15 bis 20 Personen fest eingestellt.
Zukunft als Meister oder Techniker
Und was soll die Zukunft bringen? „Ach“, sagt Marco Fockenberg bescheiden, „zunächst will ich Berufserfahrung sammeln und später vielleicht meinen Meister oder Techniker draufsetzen. Aber erst einmal sind die mit der Fortbildung dran, die schon länger darauf warten.“
Zurückhalten muss sich Marco damit bei Gelsenwasser aber nicht, „da stehen ihm alle Türen offen“, sagt Sabrina Schinschick.