Gelsenkirchen. Die Ausbildung von Zuwanderern in Handwerksberufen wird zukünftig wichtiger. Regierungspräsident Dr. Reinhard Klenke besucht einen Betrieb
In diesen Tagen dreht sich alles um Ausbildung. So auch bei Elektro Gerhardt. Der Rotthauser Betrieb ist einer von 686 Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Münster, der Lehrlinge mit ausländischen Wurzeln ausbildet – etwa jeder fünfte Lehrling hatte hier in den vergangenen 30 Jahren einen ausländischen Pass.
Wie junge Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt des Handwerks integriert werden, ist vor allem mit Blick auf den Flüchtlingsstrom ein Thema, das aktueller denn je ist. „Zuwanderung ist nicht nur eine humanitäre Aufgabe, sondern auch eine große gesellschaftliche Chance“, sagt Münsters Regierungspräsident Dr. Reinhard Klenke. Gemeinsam mit Generalkonsulin Pinar Gülün Kayseri, Kreishandwerksmeister Holger Augustin und Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, besuchte er gestern den Elektro-Betrieb im Stadtsüden.
Fachliche Qualifikation steht im Vordergrund
„Bei der Einstellung steht die fachliche Qualifikation im Vordergrund, nicht die Nationalität“, findet Diplom-Ingenieur Christian Gerhardt. In Gelsenkirchen haben 18 von 60 Kollegen im Betrieb einen Migrationshintergrund: Sie kommen aus Polen, Türkei, Libanon oder Kasachstan. Flüchtlinge bildet Gerhardt bislang nicht aus, mit ausländischen Azubis aber hat er schon viele positive Erfahrungen gemacht: „Die Motivation zu lernen ist bei Migranten oft stärker ausgeprägt als etwa bei der Nachfolgegeneration von Hartz IV.“ Zeitlich seien viele ausländische Mitarbeiter flexibler, da könne man auch nachts anrufen und bekäme Hilfe. Zu guter Letzt sei auch die Zugehörigkeit zum Betrieb oft deutlicher zu spüren.
Christian Gerhard verwies darauf, dass sich die zukünftigen Auszubildende auch auf steigende Anforderungen einstellen müssten. Die Tätigkeit im Handwerk werde anspruchsvoller. Ein vorbereitendes Praktikum sei daher immer zu befürworten.