Gelsenkirchen. Susanne Erhards aus Köln arbeitet in Gelsenkirchen ein Objekt von Ferdinand Spindel auf.

Ohne Lupe läuft hier gar nichts. Ohne Schutzhandschuhe auch nicht. Wenn sich Susanne Erhards ans Werk macht, sind äußerste Vorsicht und Genauigkeit gefragt, denn die Kölnerin hantiert mit kostbaren und empfindlichen Gegenständen. Die 52-Jährige ist Kunstrestauratorin und hat in diesen Tagen im Kunstmuseum Gelsenkirchen ein Objekt von Ferdinand Spindel wieder auf Vordermann gebracht. Mit Fingerspitzengefühl und einem ganzem Koffer voller Spezialwerkzeugen.

Der 1913 in Essen geborene Künstler Ferdinand Spindel, der lange Zeit auf dem Gelsenkirchener Halfmannshof gelebt und gearbeitet hatte und international anerkannt war, entdeckte in den Sechziger Jahren den Schaumstoff für sich als künstlerisch spannendes Arbeitsmaterial. Ein, wie man heute weiß, durchaus empfindliches Material. Der Zahn der Zeit, er verschont auch den Kunststoff nicht.

Das Werk ist endlich

Der 1971 entstandene Objektkasten mit den roten Schaumstoffwellen aus dem Sammlungsbestand des Gelsenkirchener Kunstmuseums hat Staub angesetzt. Susannne Erhards wusste schon rasch nach der vorsichtigen Öffnung des Plexiglaskastens: „Der Weichschaumstoff ist stark gealtert, er ist spröde geworden und extrem brüchig.“

Scheinbar organisch schlängelt sich das knallrote Material durch den Kasten. „An einigen Stellen“, deutet die Restauratorin vorsichtig mit einem Stift auf den Stoff, „da ist das Material regelrecht zerbröselt.“ An anderen Stellen ist der Stoff leicht gerissen: „Er ist heute nicht mehr so elastisch wie bei seiner Herstellung, sondern reagiert eher wie ein Stück Pappe.“

Solche Stellen zu restaurieren ist eine Wissenschaft für sich. Die Kölner Restauratorin sammelte aber bereits viel Erfahrung und peppte bereits auch einige Spindel fachgerecht wieder auf. An alten Schaumstoffresten testete sie zum Beispiel die von ihr angerührte, monochrom rote Farbmischung aus. Fehlstellen kann sie so ergänzen.

Arbeit erstrahlt in altem Glanz

Partien, auf die sich einfach der Staub der Jahre abgelegt hat, werden vorsichtig mit einem Pinsel gereinigt, auch der komplette Kasten wird gereinigt, die Plexiglasscheibe blank geputzt, damit auch der Betrachter wieder einen guten Durchblick bekommt.

Inzwischen ist der Objektkasten wieder geschlossen, die Arbeit erstrahlt in altem Glanz. Und die Restauratorin strahlt Zuversicht aus: „Ich bin optimistisch, dass dieses Kunstwerk noch eine ganze Weile halten wird. Allerdings: Es ist endlich.“ So dürfe man es auch in Zukunft nur wenig bewegen und nicht allzu sehr dem Licht aussetzen.

Diese paradiesischen Zustände bekommt das Werk auch, wenn es zunächst ruhig im dunklen Depot untergebracht wird. Nach dem Umbau der Kinetikabteilung in diesem Jahr aber wird es wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein.