Gelsenkirchen. . Zehn Künstler gründeten 1969 auf dem Halfmannshof in Gelsenkirchen die Künstlergruppe B1. Seit heute läuft im Museum Buer eine Ausstellung dazu.

Die B1 ist ein Dauerthema, heute wie vor 50 Jahren, sei es als Gesprächsthema, Aufreger oder eher verstopfte denn pulsierende Verkehrsader der Region. Anno 1969 hatten sich zehn Künstler zu einer Gruppe zusammengeschlossen, die den Ruhrschnellweg im Namen trägt. Klammer ihrer Arbeiten waren das Ruhrgebiet entlang der B1, der just eingeleitete Strukturwandel und ihre Neigung zum Experiment, ihre Suche nach dem Neuen. Doch so unterschiedlich sich das Ruhrgebiet gibt, so unterschiedlich waren auch die Stile und Arbeitsweisen der Künstler. Ihrem Werk widmet jetzt das Kunstmuseum an der Horster Straße bis zum März sein Schaufenster unter dem Titel „B1 – Avantgarde entlang des Ruhrschnellwegs“.

Bewegung und Alltagsmaterialien gehören zum Konzept

Ewerdt Hilgemanns Holzrelief „Quagga“ stammt von 1967. Der Schattenwurf ist auch durchs Museumfenster sehenswert.
Ewerdt Hilgemanns Holzrelief „Quagga“ stammt von 1967. Der Schattenwurf ist auch durchs Museumfenster sehenswert. © Funke Foto Services

Gründungsort der Gruppe B1 war die Künstlersiedlung Halfmannshof.Inspiration bezogen sie aus der Ästhetik ihrer Umwelt, Bewegung gehörte zu ihrer Kunst. Materialien waren Schaumstoffe – für Konservatoren heute ein Horror – Kunststoffe, Aluminium Kunststoffröhren, Warenhausobjekte. So ist im Museums-Schaufenster jetzt Rolf Glasmeiers „Kaufhausobjekt“ mit 50 weißen Lichtschaltern zu sehen. Jede Schaltung verändert das Objekt.

Günther Dohrs kinetisches Objekt „Cylindogramm“ ist wie alle Exponate zwar im Besitz des Museums, war aber lange nicht zu sehen, weil es restauriert werden musste. Ähnlich wie Ewerdt Hilgemanns „Quagga“, ein weißes gesprühtes Holzobjekt, das die Raumwirkung ähnlich wie bei Werken von Günter Ücker mit nagelähnlichen Strukturen auslotet. Auch diese Restaurierung war schwierig. Ferdinand Spindels weiße Raumplastik aus Schaumstoff ist noch unversehrt; im Gegensatz zu allzu vielen seiner rosa Schaumstoffobjekte.

Fast 40 Werke der Künstlergruppe sind im Museumsbesitz

 Günther Dohrs „Cylindogramm“ ist frisch restauriert.
Günther Dohrs „Cylindogramm“ ist frisch restauriert. © Funke Foto Services

Helmut Bettenhausen spürt in seinem „Schwarzen Relief“ eindrucksvoll Strukturen nach. Insgesamt an die 40 Arbeiten der B1-Künstler, von denen nur noch vier leben – Bettenhausen, Bernd Damke, Hilgemann und Franz-Rudolf Knubel – sind im Besitz des Kunstmuseums und werden turnusmäßig auch ausgestellt. Günter Tollmann – auch er zählte zur B1-Gruppe und Mitverfasser des Manifestes – empfängt den Besucher schon vor der Eingangstür.