Gelsenkirchen. . Auch in der dritten Spendengala-Auflage ist es Norbert Labatzki gelungen, mit dem „Straßenfeuer“ Helferkassen für Obdachlose kunstvoll zu füllen.

Ein schmutziger Mann reckt mitten im Hans-Sachs-Haus bittend einen Pappbecher in die Höhe, seine Hände scheinen wund, er hält eine alte Ukulele im Schoss – der „Walking Act“ von Schauspieler Markus Kiefer konfrontiert am Sonntag die über 500 Besucher der Spendengala „Straßenfeuer“ unmittelbar mit dem Thema der Veranstaltung: die Obdachlosenhilfe.

Zum dritten Male hat der Gelsenkirchener Musiker Norbert Labatzki Künstler um sich geschart, die kostenlos im Bürgerforum der Stadt auftreten und so einen Reinerlös der Eintrittsgelder zugunsten von „Arzt Mobil“ e. V. und „Paperboy“ ermöglichen. Die Initiativen kümmern sich um Menschen ohne Dach über dem Kopf und Suchtkranke. „Es ist viel Arbeit, dieses Programm zusammenzustellen, aber ich bin gerührt, wie viele Menschen bereit sind zu helfen“, sagt Labatzki strahlend.

„Hildegard Knefs Lieder sprechen von Träumen der Menschen: Das passt!“

Organisator Norbert Labatzki (links an der Klarinette) mit derKlezmer-Band Badeken Di Kallah.
Organisator Norbert Labatzki (links an der Klarinette) mit derKlezmer-Band Badeken Di Kallah. © Funke Foto Services

„Ich war sofort dabei, als Norbert mich fragte, und wusste auch mit welchen Liedern“, bestätig Joachim G. Maaß. Der Bass am Musiktheater im Revier präsentiert mit seiner wunderbar sonoren Stimme Titel von Hildegard Knef. „Ihre Lieder sprechen von Träumen und Sehnsüchten der Menschen, das passt“.

Kuchen, Kunst, Kaffee und Kabarett gegen Kälte

Eine Melancholie anderer Art zaubert Labatzki mit seinem Ensemble „Badeken di Kallah“. Der Klarinettist spielt traurig-schöne Weisen der „Klezmer-Musik“, und bringt den Saal mit einer urkomischen Version von „Bei mir biste scheen“ zum Kochen. Kaffee, Kuchen, Kunst und Karikatur gibt es zur Pause, die Fotoausstellung der jungen Mediendesign-Studentin Tunce Savic überzeugt.

Bass Joachim G. Maaß vom Musiktheater im Revier  interpretierte bei seinem Auftritt Lieder von Hildegard Knef.
Bass Joachim G. Maaß vom Musiktheater im Revier interpretierte bei seinem Auftritt Lieder von Hildegard Knef. © Funke Foto Services

„Mein Lieblingsbett“ steht provokativ ironisch über dem Bild einer nackten Parkbank mit altem Zeitungspapier. Danach kann „konstruktive Malerei“ von Ines Gauchel ersteigert werden. Ihre Komposition „Zeitgeist“ wird von Moderator Frank Bürgin, der eloquent durch den Spätnachmittag führt, angepriesen. „Nehmen Sie sich einen Beweis ihrer Großzügigkeit mit nach Hause“, animiert Bürgin, für 700 Euro wird das Kunstwerk „an den Mann“ gebracht.

Moderator Frank Bürgin bei einer Talkrunde mit Petra Beck (Initiative Warm durch die Nacht) und Jennifer Wnuk von Arzt mobil und Caritas (r).
Moderator Frank Bürgin bei einer Talkrunde mit Petra Beck (Initiative Warm durch die Nacht) und Jennifer Wnuk von Arzt mobil und Caritas (r). © Funke Foto Services

Wofür das Geld dringend gebraucht wird, erzählt Jennifer Wnuk von „Arzt Mobil“ und Streetworkerin bei der „Caritas“. „Wir bieten medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung“. Die mobile Hilfe kommt immer an die gleichen Orte, zur gleichen Zeit, bietet haltlosen Menschen einen Rhythmus und führt so an feste Einrichtungen heran.

Noch einfühlsamer und plastischer schildert Petra Bec, wie es auf der Straße aussieht. Die Ehrenamtler der Bürgerinitiative „Warm durch die Nacht“ ziehen fünf Mal pro Woche mit dem Bollerwagen durch die Straßen, verteilen heiße Suppen, Kaffee und Schlafsäcke. „Wir fragen nicht warum und wieso, es ist wie es ist. Wer Hunger hat, bekommt was zu essen.“ Für ihre einfache Aussage, die von Herzen kommt, erntet sie viel Beifall.

Gitarrist Rafael Cortés und sein Sohn Rafael Cortés junior erstaunen anschließend mit virtuosen Flamenco-Klängen. „Ne Schüppe Zuversicht“ gibt es anschließend von Fritz Eckenga. „Mein Lieblingsdortmunder verzichtet gerade nicht nur auf die Gage, sondern auch auf den Besuch im Stadion“, scherzt Bürgin. Der wiederum kontert „ich will nicht über Fußball reden, das bringt hier nix“. Am Ende hat Labatzki für jeden etwas geboten und er verspricht: „Bis zum nächsten Jahr“.