Gelsenkirchen. . Mit einer fulminanten Aufführung des Kindermusicals „Felicitas Kunterbunt“ starteten am Donnerstag die 16. Schultheatertage im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen

Es ist dieser eine Moment, wenn das Licht ausgeht, es im Raum ganz leise wird – und sich ein Lichtstrahl auf die Bühne richtet. Ein Gänsehautmoment, voller Lampenfieber. Und genau so diese Momente durchleben Schüler aus Gelsenkirchen und Umgebung in diesen Tagen am Musiktheater im Revier: Hier haben am Donnerstag die „16. Schultheatertage“ begonnen.

„Selbst erfahrene Schauspielerinnen und Schauspieler erzählen immer wieder, dass sie dieser Moment, in dem sie hier vorne auf der Bühne stehen, stresst. Dass sie trotz all ihrer Erfahrung doch immer wieder Lampenfieber haben. Zum Glück sagen sie aber auch, dass das Lampenfieber dann auch schnell weg ist, sobald sie loslegen, in ihre Rolle hineinschlüpfen und mit den anderen Darstellern zusammenspielen“, nahm Oberbürgermeister Frank Baranowski in seiner Eröffnungsrede im Kleinen Haus des Musiktheaters am frühen Donnerstagabend auf dieses Lampenfieber Bezug.

Gemeinschaftsarbeit auf der Bühne

„Viele von Ihnen und Euch werden in dieser Woche zum ersten Mal den Schritt auf die Bühne machen und vor Publikum spielen – und wahrscheinlich genau diese Erfahrung machen. Und das ist ja auch sehr schön: Was schwierig aussieht, ist am Ende leichter als erwartet. Es ist natürlich auch deshalb leichter, weil die anderen da sind, weil ein Theaterstück eine Gemeinschaftsarbeit ist: Man spielt sich auf der Bühne die Bälle zu, hilft sich beim Proben, teilt die Erfahrung – und den Stolz darauf, so etwas auf die Beine gestellt zu haben“, erklärte er dann – und gab die Bühne frei für die jungen Darsteller, die von den Theaterpädagogen Ulrike Czermak und Kai Wycisk sowie den Dramaturgen Georg Kentrup (Consol Theater) und Juliane Schunke (Musiktheater) mit einem kurzweiligen Programm begrüßt wurden.

Der Abend klang mit dem Theaterklassiker „Der Besuch der Alten Dame“, den die Theater-AG des Herner Pestalozzi-Gymnasiums pünktlich zum 60. Jahrestag des Dürrenmatt-Stückes auf die MiR-Bühne bannte, aus. Bereits am Vormittag hatten 80 Schüler der Gemeinschaftsgrundschule aus Bochum-Günnigfeld vor ausverkauften Rängen im Kleinen Haus für eine fulminante Eröffnung der Schultheatertage gesorgt.

Rezensionen vom jungen Fachpublikum

Theaterinteressierte Schüler des Grillo-Gymnasiums haben sich die Aufführung angesehen und eine Kurz-Rezension dazu erstellt (siehe unten). Auch die nächsten aufgeführten Stücke werden vom jugendlichen Fachpublikum in der WAZ rezensiert. Denn die ein Mal im Jahr stattfindenden Schultheatertage sollen nicht nur zum Theaterspielen animieren und dem jungen Publikum Lust auf Theaterbesuche machen: Zum Programm gehören auch Workshops rund um Rollenarbeit, maskenbildnerische Tätigkeiten oder eben eine Schreibwerkstatt und eine Jurygruppe, in der den Schülern vermittelt wird, auf was man beim Besprechen und Einordnen der Werke achten sollte.

Direkter kann Werbung für das (Musik)Theater der Zukunft eigentlich gar nicht sein. Und so haben die Schüler des Grillo-Theaters das Stück gesehen:

Die Rezension

„Ein offenes Herz ist stärker als eine verschlossene Tür.“ – eine Botschaft, die heute aktueller ist denn je. Doch auch den Figuren des Musicals „Felicitas Kunterbunt“ ist diese Erkenntnis nicht in die Wiege gelegt. Am Anfang steht Felicitas: Sie weiß nicht, was sie ist und woher sie kommt. Sie sehnt sich nach einem Freund, findet ihn jedoch zunächst nicht in ihrem neuen Zuhause, dem Spielzeugzimmer. Von den anderen Kuscheltieren erfährt sie Ablehnung.

Damit sie lernen, etwas gemeinsam zu erreichen, verschließt der Zauberer Rabador die Spielzeugkiste und schickt die Streithähne auf eine abenteuerliche Reise um die ganze Welt…

Respekt und Achtung voreinander ist der zentrale Appell des Musicals, das auch kritische Themenbereiche wie Klimawandel und Integration offen und kindgerecht anspricht. Die Grundschule Günnigfeld brachte das mitreißende Stück mit mehr als 80 Chorsängern, Solisten und Orchester auf die Kleine Bühne des MiR. Trotz ihres jungen Alters traten die Darsteller selbstbewusst auf, präsentierten selbst lange Textpassagen mühelos auswendig und unterstützen sich gegenseitig.

Besonders zu erwähnen wäre die liebevoll gestaltete Ausstattung. Das Publikum belohnte die Aufführung mit tosendem Applaus und verlangte sogar eine Zugabe.

Laura Mikschaitis, Ronja Waldner, Max Kallien (alle 16 Jahre alt).

Bis Sonntag geht das Programm weiter

In insgesamt sieben Theaterstücken setzen sich Schülertheatergruppen aus Gelsenkirchen, Herne und Wattenscheid bei den 16. Schultheatertagen bis Sonntag am Musiktheater im Revier mit Theaterklassikern und modernen Stücken auseinander.

Am Freitag, 11. März, sind gleich drei Aufführungen im Kleinen Haus des Musiktheaters zu sehen: „Die goldene Gans“ der Wiehagenschule um 10 Uhr, die Schüler der Gesamtschule Ückendorf präsentieren um 12 Uhr „Ornellas Traum“ und um 18 Uhr „Carmen in Gelsenkirchen“.

Das komplette Programm der Schultheatertage 2016 lässt sich auf musiktheater-im-revier.de finden. Das Consol Theater übernimmt übrigens immer im Wechsel mit dem MiR die Federführung für das Projekt.