Gelsenkirchen. 51-Jähriger hatte auf großem Fuß gelebt. Seinen Freund und Hauptkunden, einen Malerbetrieb aus Resse, soll er um 700.000 Euro gebracht haben.

Die neue Frau soll Schuld daran gewesen sein, dass es bergab ging im Berufsleben des 51-jährigen gebürtigen Gelsenkircheners. Das nennt er zumindest als Angeklagter vor der XV. Strafkammer des Essener Landgerichtes als Grund dafür, dass er ab dem Jahr 2002 nur noch weniger Zeit gehabt habe zu arbeiten und deshalb seine Einkünfte als selbstständiger Buchhalter immer weniger wurden.

Die schwindenden Einkünfte sollen dazu geführt haben, dass er seinen Freund und Hauptkunden, Chef eines Maler- und Lackierer-Betriebes in Resse, innerhalb von drei Jahren, bis Juni 2011, um 700.000 Euro betrogen haben soll. Mit gefälschten Überweisungen, so die Anklage, schaffte er das Geld pflichtwidrig auf eins seiner eigenen 14 Konten. Probleme gab es auch mit dem Finanzamt, diese sollen zu einem Gesamtsteuerschaden von rund 240.000 Euro geführt haben.

Anklage lautet auf Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung

Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung wirft ihm die Anklage nun vor.

„Wo ist das ganze Geld geblieben?“, möchte Staatsanwalt Christian Bolik vom Angeklagten im schwarzweißen Ringelhemd wissen. Da bleibt der 51-Jährige, der ein volles Geständnis angekündigt hatte, doch etwas zurückhaltend. Bankschulden habe er bezahlt und auf großem Fuß gelebt, erklärt er. Steuerschulden, die schon 2006 bei 100.000 Euro lagen, bezahlte er jedenfalls nicht.

Betrieb seit 1998 buchhalterisch betreut

„Das ist nicht großer Fuß, das ist Luxus“, meint der Staatsanwalt zum angeblichen Verbleib des Geldes.

Seit 1998 betreute der Angeklagte buchhalterisch den Gelsenkirchener Handwerksbetrieb, der wuchs und wuchs. Der Buchhalter bekam nach eigenen Angaben eine Pauschale und zusätzliche Stunden bezahlt, für eine, wie er berichtet, zunehmende Arbeit im kaufmännischen Bereich. Den ganzen Tag habe sie ihn beschäftigt.

Angeklagter soll Geld auf eigene Konten überwiesen haben

Ab 2008 legte er seinem Freund und Kunden Sammelüberweisungen vor, mit denen er sich unter anderen Namen auch Geld auf eigene Konten überwiesen haben soll, später auch mit Online-Buchungen.

Inzwischen betätigt sich der 51-Jährige ausschließlich als Hausmann, sagt er. Nach wie vor lebt er mit Frau und Kindern im Eigenheim in Dorsten. Es musste versteigert werden. Doch welch glückliche Fügung, seine Ehefrau konnte es für 220.000 Euro ersteigern. „Sie hatte eigenes Geld“, erklärt der Angeklagte. Fünf weitere Prozesstage sind angesetzt.