Gelsenkirchen. . Im Ruhrgebiets-Atlas der Creditreform für das Jahr 2015 belegt Gelsenkirchen vor Herne den vorletzten Platz. Die Quote beträgt 16,72 Prozent.
Die Creditreform Bochum Böhme KG bezeichnet sich als „Kreditschutzorganisation und Dienstleister für den vertrauensvollen Kundenkontakt“. Den „Schuldneratlas für das Ruhrgebiet“ hat das Unternehmen gerade zum achten Mal erstellt und präsentiert im jüngsten Werk die Überschuldungslage von Verbrauchern für das Kalenderjahr 2015 – soweit die Creditreform Zugriff auf die Daten hat.
Für Norbert Donner, Schuldnerberater der GAFÖG Arbeitsförderungsgesellschaft gGmbH, sind das vor allem die für die Creditreform zählbaren Verbraucherinsolvenzen und eidesstattlichen Versicherungen: „Das ist nicht falsch im Ergebnis, aber auch nicht umfassend. Es wird etwa bei den Negativmerkmalen nicht differenziert. Wer eine Verbraucherinsolvenz beantragt, hat auf dem Weg zur Entschuldung oft schon entscheidende Schritte hinter sich gebracht. Das ist bei einer Versicherung an Eides statt nicht so.“ Sie steht für die Richtigkeit und Vollständigkeit einer Vermögensauskunft des Schuldners im Rahmen der zivilrechtlichen Zwangsvollstreckung.
Auch um welche Beträge es sich konkret handelt, bildet die Credit-reform in ihrem Schuldneratlas nicht ab. Donner: „Jemand, der in zweiter Generation in Gelsenkirchen Hartz IV-Empfänger ist, hat in der Regel nicht mit einer gescheiterten Immobilienfinanzierung zu kämpfen, sondern mit anderen Problemen.“ Von der Dunkelziffer, die es gibt, mal gar nicht zu reden.
Situation im Rurhgebeit hat sich verschlechtert
Laut Creditreform hat sich die Überschuldungssituation der Verbraucher im Ruhrgebiet im Jahr 2015 weiter verschlechtert. Die Schuldnerquote ist demnach um 0,15 Prozentpunkte auf 13,64 Prozent gestiegen. Der Wert für Gelsenkirchen liegt bei 16,72 Prozent und steht für 36 062 Personen.
Damit schlägt eine kleine Absenkung von 0,06 Prozentpunkten (minus 88 Personen) gegenüber dem Vorjahreswert von 16,78 Prozent zu Buche. Im Konzert der Revierstädte und -kreise rangiert Gelsenkirchen vor dem Rankingletzten Herne (17,07 Prozent) und hinter Duisburg mit (16,20). Die geringste Schuldnerquote gibt es im Ennepe-Ruhr-Kreis (10,89) und in Mülheim an der Ruhr (11,16).
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Gründe für eine Überschuldung gibt es viele. Arbeitslosigkeit ist allerdings der Anlass, der laut statistischem Bundesamt mit 28,2 Prozent weit vorn liegt. Weitere Bereiche, die zu den sogenannten „Big Five“ zählen, sind Trennung, Scheidung und Tod (13,8 Prozent) vor Erkrankung, Sucht und Unfall (10,7 Prozent). Eine unwirtschaftliche Haushaltsführung (9,4 Prozent) und eine gescheiterte Selbstständigkeit (9,3 Prozent) bilden die Komplexe vier und fünf.
Eine überraschende These
Die Creditreform vertritt die Ansicht, dass angesichts einer sich stabilisierenden Konjunktur ökonomische Auslöser wie Arbeitslosigkeit oder eine gescheiterte Selbstständigkeit langfristig ihre Bedeutung als Auslöser für Überschuldungen verloren haben. Das aber für Gelsenkirchen zu behaupten wäre angesichts einer aktuellen Arbeitslosenquote von 15,5 Prozent eine überraschende These.
Kommentar : Selbstkontrolle ist wichtig
Es ist, wie Schuldnerberater Norbert Donner weiß, nicht immer ein einschneidendes Ereignis, das für den großen negativen Effekt sorgt und in die Überschuldung führt. Sein Beispiel: Wer 1800 Euro netto verdient, aber für 1500 Euro monatlich Rechnungen bezahlen muss, bei dem sollten alle Alarmsirenen angehen. 300 Euro für die Lebenshaltung im Monat, das kann nicht gut gehen. Schon gar nicht, wenn auch noch Kinder dazu kommen.
Viele wollen sich das nicht eingestehen. Anders formuliert: Die Menschen verdienen regelmäßig Geld, gar nicht schlecht womöglich, und wollen sich etwas gönnen. Da kommen zu fixen Positionen wie Miete, Strom, Heizung und Wasser das Internet und Telefon und neben dem Smartphone auch noch ein Auto und das Bezahlfernsehen. Von Kleidung und dem Bierchen in der Kneipe mal gar nicht zu reden. Die Anreize, das Geld auszugeben, sind ungeheuer groß. Auch Versicherungen, gerade die zusätzlichen, stehen dafür.
Hier ist Selbstkontrolle wichtig. Buch führen, Einnahmen und Ausgaben vergleichen, das ist ein so einfacher wie richtiger Tipp. Und wenn Verzicht nicht ausreicht und es doch mal aus dem Ruder läuft: rechtzeitig zur Schuldnerberatung gehen. Die hilft weiter.