Gelsenkirchen. Stephan Beck absolvierte Lehrgang, um Behinderte im Instrumentalspiel zu unterrichten.
Kindern die Flötentöne beizubringen, Jugendlichen Taktgefühl zu vermitteln und Erwachsene nach allen Regeln der Kunst singen zu lassen, kurzum, Musik zu unterrichten, das macht grundsätzlich erst einmal Freude. Behinderten Kindern aber den Spaß an der Musik und am gemeinsamen Musizieren zu vermitteln, das ist noch einmal etwas ganz besonders Bereicherndes. Sagt einer, der es wissen muss: Stephan Beck, 48-jähriger Lehrer an der Städtischen Musikschule Gelsenkirchen, unterrichtet bereits seit einigen Jahren im sonderpädagogischen Bereich des Instituts und hat sich jetzt noch einmal zusätzlich weiterbilden lassen.
Der Wuppertaler Pädagoge, der seit 1992 in Gelsenkirchen unter anderem Klavier, Keyboard und Posaune unterrichtet, nahm an dem berufsbegleitenden Lehrgang „Instrumentalspiel mit Menschen mit Behinderung an Musikschulen“ der Akademie Remscheid für kulturelle Bildung teil.
Freude über die Weiterbildungsmaßnahmen
Zwei Jahre lang ließ sich Stephan Beck dort zusätzlich ausbilden, um in Zukunft Begriffe wie „Inklusion und „Partizipation“ mit Leben zu füllen. Seit 1995 gibt es an der Musikschule den Fachbereich Sonderpädagogik, der mit großem Engagement und Unterstützung von acht weiteren Pädagogen unter der Leitung von Oscar Casuscelli mit Menschen arbeitet, die einen besonderen Förderungsbedarf haben. Musikschule und Förderschulen stehen dabei in engem Austausch.
Musikschuldirektor Alfred Schulze-Aulenkamp freut sich über die erfolgreiche Weiterbildungsmaßnahme von Stephan Beck. Weil ihm das Angebot seiner Schule am Herzen liegt und weil er weiß, dass Oscar Casuscelli in zweieinhalb Jahren in den Ruhestand gehen wird. Casuscelli selbst sagt: „Ich bin beruhigt zu wissen, dass da jemand ist, der meine Arbeit mal weiterführen kann.“ Die Arbeit mit der Band „St. Georg Birds“ zum Beispiel.
Regelmäßig werden rund 100 Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf an der Gelsenkirchener Musikschule unterrichtet. Stephan Beck bekam während seines Lehrgangs Einblicke in die Arbeit unterschiedlicher Förderschulen, unterrichtete bei emotionalen und sozialem Förderbedarf, bei körperlicher und geistiger Behinderung. Patentrezepte für den Umgang mit Behinderten gibt es nicht, sagt Beck: „Jede Behinderung, jeder Mensch ist anders. Aber ich habe gelernt, hinzuschauen und zu gucken: Was will der Mensch?“ Am Ende sorge er als Lehrer dann dafür, „dass aus dem Wollen musikalisches Können wird“. Denn: „Auch bei dieser Arbeit geht es um Qualität.“ Und wenn die Schüler dann selbst merken, was sie können, was sie schaffen, das sei dann ein ganz besonderer Moment für den Lehrer.
Seit zwei Wochen kommt eine zwölfköpfige Klasse der Hansaschule, eine Förderschule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung, in die Musikschule zum Unterricht, geht erste Schritte mit Handtrommeln und Rasseln. Am Ende, so Beck, werden auch sie sich musikalisch ausdrücken können.