Gelsenkirchen. Die Ückendorfer „Arche Noah“ informiert dabei über ihre Arbeit. Bis zu 150 Mädchen und Jungen werden jährlich bis zu drei Wochen lang betreut.

„Und auf drei lassen wir alle unsere Luftballons in die Höhe steigen“, ruft eine Erzieherin des St. Lucia Kindergartens über den Eingangsbereich des Marienhospitals Gelsenkirchen. Zwischen dem tristen Grau auf dem nassen Asphalt und dem noch tristeren Grau am Himmel: ein wuselnder Haufen aus kleineren und größeren Kindern. Mit bunten Jacken und Mützen haben sie sich gegen den prasselnden Regen geschützt, neon-gelbe Warnwesten sollen sie zusätzlich im Straßenverkehr behüten. In ihren Händen halten die Kleinen alle einen Luftballon, groß und grün ist der, „Liebe zum Leben – Arche Noah“ steht darauf.

Denn die Arche Noah, Kurzzeiteinrichtung und gleichzeitig auch Kinderhospiz in Ückendorf, hat die Kinder zum Luftballonsteigen-Lassen eingeladen. Wer den angehängten Zettel seines Ballons zurückgeschickt bekommt, der kann einen Kinobesuch für seine ganze Familie gewinnen. Weil heute bundesweiter Tag der Kinderhospizarbeit ist.

Kindessterben ist für viele noch ein Tabu-Thema

Deshalb auch hat das Hospizteam rund um Leiterin Ina Mentges-Schröter an mehreren Tischen im Foyer des Marienhospitals Position bezogen: Sie wollen über ihre Arbeit informieren. Die nämlich ist für viele Menschen eine Art Tabu-Thema.

„Generell über den Tod nachzudenken, das ist oft schon schwierig. Dass aber Kinder sterben, damit muss man sich erstmal auseinander setzen“, sagt Mentges-Schröter. Auf einer Leinwand werden Fotos gezeigt, die Einblicke in den Hospizalltag geben: Ein Mädchen, ganz ohne Gliedmaßen. Aber das fällt erst beim zweiten Hinsehen auf; zu große Aufmerksamkeit erregt ihr Lachen. Ein Moment, eingefangen an einem ganz normalen Nachmittag.

„Arche Noah“ hat Team aus 18 Vollzeitkräften

Bis zu 14 Kinder betreuen die insgesamt 18 Vollzeitkräfte in der Arche – darunter sind Heilpädagogen, Kinderpfleger und Heilerziehungspfleger. „Die Kinder, die zu uns kommen, haben lebensverkürzende Erkrankungen“, erklärt Bereichsleiterin Anja Dörner. Was so kryptisch klingt, das meint in der Regel Mehrfach-Behinderungen; viele Gäste der Arche haben Hirnschäden, leiden unter Epilepsie, sitzen im Rollstuhl.

Bis zu 150 Mädchen und Jungen werden jährlich ab drei Tage und bis zu drei Wochen lang in der Arche betreut. „Wir können Kinder betreuen, sobald die Diagnose lebensverkürzende Erkrankung gestellt worden ist“, erklärt Ina Mentges-Schröter. „Wenn die Eltern dann sagen: ,Wir brauchen mal eine Auszeit’, können sie bei uns anrufen.“ Das ist vor allem in den Sommerferien der Fall: Bis zu 60 Anfragen hat die Arche dann täglich.

Begleitung der Eltern ist sehr wichtig

Doch nicht nur um die Kinder kümmern die Arche-Mitarbeiter sich. Mindestens genau so wichtig ist die Begleitung der Eltern, ab dem Zeitpunkt kurz nach der Diagnose bis über den Tod hinaus. Dafür ist auch Trauerbegleiterin Susanne Baum zuständig: „Jeder hat in seinem Leben einen Rucksack zu tragen. In dem sind gute wie schlechte Erfahrungen. Ich kann keinem den Rucksack abnehmen, aber ich kann helfen ihn richtig zu tragen.“

Ein ganz wichtiger Bestandteil im Hospiz-Alltag sind die ehrenamtlichen Helfer. In der Arche gibt es 15 davon, eine ist Erica Pantel. Die 78-jährige Rentnerin ist sportbegeistert. Und seit etwa einem Jahr eine zuverlässige Hospiz-Hilfe.

Ehrenamtler unterstützen zum Beispiel beim Spielen mit den Kindern

Zwei Mal im Monat kommt sie, um den Mitarbeitern unter die Arme zu greifen. „Ich bin froh, helfen zu können“, sagt Pantel. Ihre wachen Augen blitzen auf. „Wenn man Kinder sieht, die keine Haare, Arme oder Beine haben und dann die Momente erlebt, in denen sie plötzlich lächeln, wird man von diesem Augenblick einfach verzaubert.“

Wenn Erica Pantel im Haus hilft, dann spielt sie mit den Kindern, drinnen oder draußen auf dem Spielplatz. „Wenn ich die Kinder beschäftige, können sich die Mitarbeiter um etwas anderes kümmern.“

Wer sich über das Ehrenamt im Hospiz an der Virchowstraße 120 informieren möchte: Weitere Info gibt es auf www.archenoah.eu/