Gelsenkirchen. Im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen laufen die Proben für das schillernde Kult-Spektakel auf Hochtouren.

Wenn brave Theatergänger plötzlich ausflippen und Toastbrote und Toilettenpapier Richtung Bühne schleudern, wenn feine Damen schwarze Latexhandschuhe zücken und hohe Herren sich knallbunte Partyhütchen aufs Haupt setzen, dann rockt der Horror. „Let’s do the Time Warp again“: Das abgedrehte Kult-Musical „The Rocky Horror Show“ feiert ab 20. Februar fröhliche Urständ am Musiktheater im Revier.

Schon einmal, im Jahre 1993, hatte das Musiktheater den kultigen Stoff von Richard O’Brien auf die Bühne gebracht. Ein Mega-Erfolg, der hemmungslos mit sexueller Freizügigkeit spielt! Damals musste die Produktion wegen des riesigen Publikumsandrangs sogar vom Kleinen ins Große Haus verlegt werden. Geht diesmal nicht, zumal das große Haus ab 1. Juni wegen Umbaumaßnahmen geschlossen werden muss. Dafür jagt der schräge Horror im Kleinen Theater 35 Mal über die Bühne.

Anarchie mit Stil und Highheels

Das Musical rund um den außerirdischen Transvestiten Frank N’Furter kam 1973 erstmals auf die Bühne. Zum Kult-Spektakel avancierte der Stoff allerdings erst später in der Filmversion, als die Cineasten sich zunehmend mit eigenen Ritualen am Leinwandgeschehen beteiligten.

„Natürlich habe ich mir den Film noch mal angesehen“, sagt der bayerische Regisseur Johannes Reitmeier, der von einem schmalen Grat spricht, den es gerade bei dieser Produktion für jeden Theatermacher zu gehen gelte: „Er muss die Publikumsansprüche erfüllen und gleichzeitig eine eigene Handschrift setzen.“ Die wird in Gelsenkirchen vor allem an der Bühne (Michael D. Zimmermann) abzulesen sein. Anstelle des bizarren Kino-Märchen-Gruselschlosses spielt die neue Show in einem abgewrackten Industrieambiente. Reitmeier: „Es ist eine Ruine mit morbidem Charme.“

Den schillernden Wissenschaftler Frank N’Furter, der sich seinen eigenen künstlichen Lustknaben Rocky kreiert, gibt der britische Musicaldarsteller Henrik Wager, und das nicht zum ersten Mal. Auf Highheels zu stöckeln hat er längst gelernt, „obwohl ich nicht verstehen kann, dass manche Frauen damit sogar einkaufen gehen“. Die Anarchie des Stücks, die verrückte Kostümierung, die durchgeknallten Figuren begeistern Regisseur und Darsteller gleichermaßen. Wager: „Vor allem auf der Bühne, da ist ja jede Show anders, abhängig auch vom Publikum.“ Und das kommt auch im Musiktheater reichlich zum Zuge.

Echte Lebensmittel nicht erlaubt

Zwar ist das Mitbringen von echten Lebensmitteln nicht erlaubt (im Kino wird schon mal kiloweise Reis, Mehl und Toastbrot geworfen), stattdessen setzt das MiR auf Anarchie mit Stil und packt Fan-Tüten, die es an der Kasse für sechs Euro zu kaufen gibt, gefüllt unter anderem mit Tröte, Konfetti, Knicklicht, Klopapier und Wasserspritze. Dramaturgin Anna Grundmeier bittet aber dringend: „Wegen der Rutschgefahr nichts auf die Bühne werfen!“

Den großen Hits wie „Time Warp“, „Touch-A-Touch“ oder „Sweet Transvestite“ gibt die Band um den musikalischen Leiter Wolfgang Wilger den rockigen Sound. Und beim „Time Warp“ darf garantiert jeder der Anweisung „Jump to the left“ folgen. Gerne in Strapsen!

„The Rocky Horror Show“ feiert am Samstag, 20. Februar, um 19.30 Uhr Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters. Bis zum 10. Juli folgen noch über 30 weitere Vorstellungen. An der Abendkasse gibt’s Fan-Bags für sechs Euro.

Karten: Theaterkasse, Kennedyplatz, 0209 4097-200 und musiktheater-im-revier.de.