Gelsenkirchen. . Ein Auftakt mit Swing und Pop, gefolgt von Modern Jazz und schließlich brillanten Big Band-Sounds: Auf Consol trotzte der Jazz der närrischen Zeit.

Dem Jazz haftet bei Vielen noch immer der Ruf an, eine Musik für „Erwachsene“ zu sein. Diese Einschätzung ist schon in sich falsch. Kein anderes Genre ist so auf Individualismus, Nonkonformismus und, ja, Verrücktheit angewiesen. Im Vergleich zu Jazz ist Punk uniform.

Den besten Beweis dafür lieferte die Youth Brass Band, die von ihrem Leiter und Lehrer Dietmar Schmahle zwar als Begrüßungsband angekündigt wurde – und doch viel mehr leistete als den Türöffner für einen stimmigen Abend zu spielen. Die 15 Mitglieder dieses Orchesters sind zwischen acht und 18 Jahren alt. In diesem Reifegrad interessieren sich Kinder in der Regel mehr für Shawn Mendes und Justin Bieber als für John Coltrane und Gerry Mulligan.

Sie spielten Themen aus bekannten TV-Serien und -Filmen wie u.a. „Pippi Langstrumpf“, „Die Sendung mit der Maus“ und „Shaun das Schaf“. Mit Brass hatte das – noch – nicht allzu viel zu tun. Aber es swingte gehörig – und damit fängt der Jazz ja häufig an. Es war toll und jeck, was die Musikschüler und Musikschülerinnen da spielten. Ganz ohne Narrenkappe. Begeistertes Publikum, stolze Eltern.

Perlen für die Ohren mit der Big Band

Nach einer kurzen Umbaupause, die die rund hundert Gäste zur geistigen Stärkung nutzten, folgte ein cooles Sextett mit Schmahle an Sopran- und Tenorsaxophon sowie Martin Lelgemann am Klavier. Ihr Modern Jazz zeigte sich auf der Höhe der Zeit und war fein arrangiert: Perlen für die Ohren. Den Schlusspunkt des gelungenen Abends setzten die „Sparkplugs“, die Big Band der Musikschule. In jedem der Songs durfte ein Solist glänzen.

Das durften teilweise auch die Musikschüler der Youth Brass Band. Etwa der zwölfjährige Jonas Passenberg: auffällig ganz in Schwarz gekleidet, mit schwarzem Hut eignet er sich nicht nur als Nachwuchs für die nächste Hipster-Generation. Sein Solo am Sopran-Saxophon war mitreißend. Ebenso das seiner achtjährigen Schwester Marie Sophie an der Querflöte und das von Maximilian Herzig (12) am Alt-Saxophon. Die Passenbergs nannten auf Nachfrage Branford Marsalis als ihr Vorbild. Wow! Der spielt auch Sopran-Sax. Herzig hat noch kein Vorbild. Und das spricht keineswegs gegen ihn.