Gelsenkirchen. Getreu der Südstaaten-Tradition, wo am „fetten Dienstag“ musikalisch die Post abgeht, hat Rolf Wagemann wieder zum Jazz-Abend ins Maritim geladen.

„Kompliment an den Veranstalter, der die Tradition des Jazz hier in Gelsenkirchen pflegt. Danke Rolf!“ Pianist Bastian Korn spricht dem Publikum im Maritim aus dem Herzen.

Seit drei Jahrzehnten organisiert Rolf Wagemann seine „New-Orleans“-Konzerte an dieser Stelle, im Sommer auf der Terrasse, in der Karnevalszeit als „Mardi Gras“ in der Bar. Der „fette Dienstag“, im romanisch-sprachigen Raum der Höhepunkt närrischen Treibens, ist vor allem in der amerikanischen Südstaatenmetropole von Musikveranstaltungen geprägt. „In New Orleans geht an dem Tag die Post ab“.

Lebensbejahender Schwung

Den lebensbejahenden Schwung des Dixieland bringt am Samstag die „Hot-House Jazz Band“ aus Tilburg auf die Bühne. Die Niederländer sind bekannt, werden von vielen der rund 50 Gäste mit Handschlag begrüßt. Sinne Pullus (Tuba), William Derks (Trompete), Peter van Bekhoven (Posaune), Rene Smal (Saxofon), Jan Hoes (Banjo) und Nico Overgau (Waschbrett) verkörpern die perfekte „Marching-Band“.

Hoher Unterhaltungsfaktor, einwandfreier Sound und funkensprühender „Two-Beat“ Rhythmus. Hot House liefert auch Titel von J.J. Cale und Ray Charles im „Dixieland“-Modus, Soloeinlagen werden spontan beklatscht, es herrscht eine gelöste Stimmung. „Einfach Vollblutmusiker“, bestätigt Korn begeistert. „Wir sind schon in Holland bei ihrem Jubiläum aufgetreten, uns verbindet eine Freundschaft“.

Eine große Portion leidenschaftlichen Blues

Wir, das sind sein Zwillingsbruder Benjamin Korn (Schlagzeug) und Tobias Schmietering (Bass), zusammen das „Twin-Trio“. Die Brüder aus Essen und der Gelsenkirchener Junge zeigen die Boogie-Woogie, Rock n´Roll und Blues Seite des Jazz. Was eine Show beim Klassiker „Good Golly Miss Molly“! Hat Little Richard jemals so auf seinem Klavier gestanden wie Bastian Korn auf seinem Kawai-MP8-E-Piano?

Auch interessant

Mit einem Fuß auf dem Schemel, dem anderen bei den unteren Oktaven hämmert er besessen, aber präzise die Noten in die Tasten – eine mitreißende wie turnerische Leistung. „Georgia on my mind“ beweist danach, diese Finger haben auch viel Gefühl und die Stimme verfügt über eine große Portion leidenschaftlichen Blues.

Swing der 1950er Jahre bringt „Dream Lover“, Schmietering zupft seinen Bass genüsslich mit geschlossenen Augen, Benjamin Korn sorgt für den nötigen Rhythmus. Der stete Wechsel der niveauvollen Bands sorgt für einen fröhlichen Abend - unprätentiös und ausgelassen. Den Jazz-Abend Veilchendienstag auszurichten ist keine Option für Wagemann: „Bei unserer ausgeprägten Rosenmontagskultur, wer schafft es da am Abend danach zu einem Konzert.“