Gelsenkirchen. . Annette Dasch sang die letzten Lieder von Richard Strauss. Orchester begeisterte mit Tschaikowsky.

Es sollte einer der klangvollen Höhepunkte der diesjährigen Spielzeit werden: Das 5. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen, das am Montagabend im restlos ausverkauften Musiktheater im Revier mit der Weltklasse-Sopranistin Annette Dasch einen viel versprechenden Namen aufbot. Dass der Abend zu einem großen, beglückenden Ereignis geriet, lag zwar auch an der Sopranistin, aber längst nicht nur.

Denn das Konzept, das Generalmusikdirektor Rasmus Baumann für dieses Konzert gewählt hatte, gestattete brillante Einblicke in „Letzte Gedanken“ meisterhafter Notensetzer. Während noch im Oktober die „Erstlinge“ aus der Talentwerkstatt von Richard Wagner und Richard Strauss das Publikum begeisterten, beleuchtete das Konzert nun die Komponisten jenseits des Zenites ihrer Schaffenskraft, den nahenden Tod bereits vor Augen.

Künstlerin überzeugt mit üppig-reifer Stimme

Sehnsuchtsvoll, spirituell und abgeklärt eröffnet Richards Wagners Vorspiel zum 1. Akt des „Parsifal“ eine Welt, die vom Abschied erzählt. Unter Rasmus Baumann gelingt dem Orchester hier ein wunderbar schlanker Ton.

Mit dem Auftritt der Weltklasse-Sopranistin Annette Dasch, gefeiert in Bayreuth, Salzburg, New York, gelang Baumann ein Besetzungscoup. Dasch sang Richard Strauss’ „Vier letzte Lieder“ mit samtigem, warmen, starken Sopran und perfekt langem Atem für weite Melodiebögen. Eindringlich fächerte sie Gefühlsebenen auf in diesen Gesängen des Abschieds. Auch wenn sich die Stimme anfangs erst Wärme und Geschmeidigkeit erarbeiten musste, auch wenn der Weg aus den tiefsten Tiefen bis in die himmlischsten Höhen schon mal angestrengt geriet und es an Textdeutlichkeit mangelte, überzeugte die Künstlerin mit ihrer üppig-reifen Stimme, der das Orchester den roten Teppich ausbreitete.

Schade, dass sich einige Zuhörer nicht bis zum Schluss mit dem Beifall gedulden konnten. Die Sängerin nahm’s mit einem Lächeln. Die Begeisterung brach sich auch nach dem 1. Satz von Tschaikowskys überirdisch schöner Sinfonie Nr. 6 vorzeitig Bahn. Der Neuen Philharmonie gelangen bei aller Durchsichtigkeit des Musizierens pralle orchestrale Effekte, kraftvoll und melancholisch. Genuss pur, Jubel!