Gelsenkirchen. . Jecke Gelsenkirchener Zeitgenossen kommen allmählich auf Betriebstemperatur. Am 8. Februar verwandelt sich die Cranger Straße ab 14.30 Uhr in eine närrische Meile.
Jecke Gelsenkirchener Zeitgenossen kommen allmählich auf Betriebstemperatur. Am 8. Februar verwandelt sich die Cranger Straße ab 14.30 Uhr in eine närrische Meile. Und da sich die Narren schon immer als eine feiernde Familie verstanden, haben sie es in dieser Session auch deutlich ausgerufen. Mit dem Motto „60 Jahre – Hand in Hand durchs Narrenland“ wollen sie den Humor adeln und alle Sorgen vertreiben.
Narren halten gerne an Traditionen fest. So hat sich an der Startzeit für den Rosenmontagszug auch nichts geändert. Die etwa 600 Aktiven, die sich im Zug oder auf den geschmückten Wagen bewegen, treffen ab 13 Uhr an der nördlichen Fahrbahnseite der Willy-Brandt-Allee ein. Sie müssen sich einreihen in den Zug, der sich um 14.30 Uhr in Bewegung setzen wird.
Für Sicherheit der Aktiven wie der Besucher sollen 168 Ordner sorgen. Über 60 von ihnen haben fast hautnahen Kontakt zu den 16 Motivwagen. „ An jedem Rad“, versichert Gerd Schwenzfeier, Präsident des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval, „wird ein Ordner aufpassen, dass kein Jeck dem Fahrzeug zu nahe kommt.“ Wenn der Kamellesegen erst aufs Volk prasselt, kennt die Schnäppchenjagd mitunter keine Grenzen. Es könnte diesmal ein besonders süßes Fest werden. 11,5 Tonnen an Bonbons hat das Festkomitee bestellt. Die Bagagewagen der Gesellschaften haben zusätzliche Fracht an Bord, darunter auch Plüschtiere, Bälle und Blumen.
Elf Fußgruppen sind dabei
Zu der ausgelassenen Truppe gehören auch elf Fußgruppen, die sich in jecker Montur unter die Narren mischen. Die 14 Tanzgarden der Gesellschaften richten bereits Stoßgebete an den Patron der Narren, wer immer das auch sein mag. Kalt dürfte es sein, nur der Regen sollte sich ins Gebirge verziehen. Die Tänzer sorgen nicht allein für den Schwung im Zug. Den Rhythmus vorgeben wollen auch die Musiker von fünf Spielmannszügen.
Auf eine besonders temperamentvolle Truppe müssen alle Jecken verzichten. Die Trommeln der brasilianischen Gruppe „Bandeleo Pelodum“ verstummen in diesem Jahr. Die Gruppe, so Gerd Schwenzfeier, habe aus Angst vor möglichen rechten Chaoten abgesagt. In Gelsenkirchen hat es in den Vorjahren nie rassistisch motivierte Pöbeleien gegeben. Der Präsident bedauert die Entscheidung der Gruppe, die er „leider nicht mehr umstimmen“ konnte. Karneval
Bis zu 100.000 Besucher werden erwartet
Bis zu 100 000 Besucher erwarten die Organisatoren. Die wünschen sich ein Straßenbild, das von verrückten Kostümen und ausgefallenen Verkleidungen geprägt sein wird. Wenn sich der Zug der Tribüne nähert, soll der Jeck mit dem ungewöhnlichsten Narrenkleid dekoriert werden. Auch der schönste Motivwagen soll ausgezeichnet werden. Noch machen die Gesellschaften ein Geheimnis aus der Gestaltung ihrer Prunkwagen. Außer Konkurrenz rollt das Gefährt des Prinzenpaares Philipp I. und Cornelia I. wie auch der Nachwuchshoheiten Niko II. und Denise I. über die 3,5 Kilometer lange Straße der Narren.
Gerd Schwenzfeier beruhigt die besorgten Eltern, die ihren Nachwuchs beim Wettbewerb um die attraktivsten Süßigkeiten nicht bremsen können. Zum zweiten Mal mischen sich Mitarbeiter der kassenzahnärztlichen Vereinigung unter die Narren. Sie verteilen nicht nur Bonbons, sondern auch Zahnbürsten.
Sicherheit auf 46 Seiten
46 Seiten dick ist das Sicherheitskonzept, das das Festkomitee in Absprache mit Feuerwehr und Polizei erstellen musste. Darin sind Fluchtwege aufgelistet, die Sicherheitsbeleuchtung wie auch Sperrmaßnahmen festgelegt. Festgehalten sind auch die Standorte der stillen Örtchen. In 16 Mobiltoiletten kann die Flüssigkeit wiederabgegeben werden, die man vorher reichlich zu sich genommen hat.
Für Ordner und Fahrer der Motivwagen gilt strikte Alkoholabstinenz. Und wer sich als jecker Mitfahrer an Bord begibt, der darf nur mäßig am Glas Bier oder Sekt nippen. Ein Pinnchen Schnaps darf auch er nicht herunterkippen. Jecken im Zug werden vergebens darauf warten, dass ihnen die Narren auf dem Wagen einen ausgeben könnten. Sie dürfen keine Getränke weiterreichen.
Auch an das Umweltbewusstsein der Aktiven hat das Festkomitee gedacht. Sind die Bonbonkästen geleert, muss das Leergut an Bord bleiben.
Für die Sicherheit rund um das Zuggeschehen in den Straßen hat die Polizei 111 Beamte abgestellt. Die Behörde prüft, ob sie das Kontingent noch erhöhen kann, denn auch vereinzelte Chaoten „feiern“ jährlich: auf eigene Art.