Gelsenkirchen. . Tolle Stimmung gab es bei der Frauensitzung im Augustinussaal, derweil wartete Prinz Philipp I. auf der Ahstraße.
„Hi Mädels“, mit wippendem Knochen im Haar und einem Fellkleid am Körper begrüßt Birgit Lucht am Samstagabend in Augustinushaus 150 Frauen in Feierlaune. Die erste Vorsitzende der KG Piccolo eröffnet die traditionelle Damensitzung pünktlich um 18 Uhr. Vorausgegangen ist eine logistische Meisterleistung: erst vor einer Woche musste die Veranstaltung vom evangelischen Gemeindehaus Bulmke hierhin verlegt werden.
„Unser Ehrensenator Uli Brune hat einen Kleinbus dort postiert, um alle, die es nicht mitbekommen haben, hier herüberzufahren“, informiert Lucht. Dreimal nur musste der Shuttleservice in Aktion treten, die allermeisten Frauen wussten Bescheid. „Hier kommt kein Mann vorbei“, Marion, Martina, Melanie, Sabine und Silvie, eine Truppe von Freundinnen aus Horst und Resse, wedeln bei ihrer Raucherpause vor dem Haupteingang mit den Dienstmarken ihrer schmucken amerikanischen Polizeiuniformen.
Ein paar Männer gibt es trotzdem
Aber ein paar Männer gibt es am Abend trotzdem. Birgit Lucht freut sich, dass „die Herren unseres Traditionscorps Gardetanz sich bereit erklärt haben, bei der Bewirtung zu helfen“. Aber zunächst müssen sie ihr Können auf dem Parkett beweisen. Alle Närrinnen im grün-schwarz-weiß geschmückten Saal stehen auf und begleiten die Darbietung von sechs Mädchen und sechs Männern mit rhythmischem Applaus. Da hüpfen die Kopfbedeckungen der fantasievollen Kostüme im Takt – hier die Federn der Charleston-Kleider, dort die bunten Filzblumen inklusive pelziger Feldmaus auf einem selbstgebastelten „Hut-Beet“. Säbeltanz, Hebefiguren, die schicken Uniformen der KG Piccolo glänzen im Scheinwerferlicht, eine gelungene Vorführung. „Unsere Tanzgarde sucht immer Verstärkung. Wem es gefällt, der kann gerne zu uns stoßen“.
Alexandra Schweinsberg schlüpft von der Rolle der Tänzerin in die Rolle der Moderatorin, der nächste Programmpunkt verzögert sich. Macht nichts, ausgelassene Frauen tanzen zu Karnevalsdauerbrennern wie „Viva Colonia“, aber auch zu leichten Funk-Rhythmen, die DJ Thomas auflegt.
Mit dem lauten Knall brasilianischer Trommelklänge
„Tante Gertrud“ kommt mit Verspätung, aber mit lauten Knall brasilianischer Trommelklänge. Richtig gegen Männer ablästern, das kann jetzt losgehen, dazu sind Frauensitzungen da. Dass an diesem Abend das weibliche Geschlecht das Zepter schwingt, muss auch Karnevalsprinz Philipp I. erfahren. Während seine Prinzessin Cornelia I. oben mit ihrer Hofdame und der Prinzengarde strahlend und vergnügt Kamelle wirft, das Publikum begrüßt und hervorragend unterhält, steht er einsam auf der Ahstraße und wartet. „Er darf aber nachher zu einem Herrenabend“, verrät Cornelia augenzwinkernd.
Da tobt der Saal schon bei Programmpunkten wie den Strippern und der Travestieshow „Ruhrpottdiven“. „Die hübschen Männer dürfen ja rein“ lachen die Polizistinnen. Das Stimmungsbarometer steigt beständig. Nach dem offiziellen Programm geht die Aftershowparty noch bis weit nach Mitternacht.
„Es war ein gelungener Abend und alle haben angedroht, nächstes Jahr wiederzukommen.“ – Birgit Lucht ist begeistert. Die Verlegung der Veranstaltung von Schalke in die Altstadt hat sich selbst unter den erschwerten Bedingungen des kurzfristigen Wechsels als ein Volltreffer herausgestellt.