Gelsenkirchen. . Ein Leben ohne den Karneval, das ist für mich gar nicht mehr vorstellbar.“ Hans Georg Schweinsberg lächelt, erinnert sich zurück.

„Ein Leben ohne den Karneval, das ist für mich gar nicht mehr vorstellbar.“ Hans Georg Schweinsberg lächelt, erinnert sich zurück. „Es gab in meiner Familie keinen, der mit Karneval etwas am Hut hatte. Mit 15 Jahren noch fand ich das närrische Treiben doof.“ Wenig später wurde er doch jeck. Und mit den Jahren eine der wichtigsten Personen im Gelsenkirchener Karneval.

Mit einer Idee unter Kollegen fing alles an. „Ich habe damals bei einer Im- und Exportfirma gearbeitet. Wir haben da gerne zusammen gefeiert. Irgendwann hatten wir die Idee, einen Motivwagen zu bauen und am Rosenmontagszug teilzunehmen. Das haben wir zwei Jahre lang getan.“

Mit politischen Reden in die Bütt

Mehr noch, ein Arbeitskollege nahm den jungen Mann mit zu einer Sitzung der KG Piccolo. Denen trat Hans Georg Schweinsberg mit 18 Jahren bei, brachte sich mit seinem Redetalent ein. „Ich bin in die Bütt gegangen mit politischen Reden.“ Erstmals tat er das beim Seniorenkarneval. „Danach wurde ich überall eingeladen.“ Der Mann aus Hüllen kam an. Ihn zum Hoppeditz zu machen, lag da nahe. Insgesamt schlüpfte er sechs Mal in diese Rolle. „Keiner hat das öfter gemacht.“

Immer wieder schmunzelt Hans Georg Schweinsberg. Er denkt zurück an die letzten 45 Jahre, in denen sein Leben so sehr von der fünften Jahreszeit bestimmt war. Mit einem Scherz bringt er es auf den Punkt: „Ich bin im Zeichen des Zwillings geboren. Einer alleine kann so jeck gar nicht sein.“

Hans Georg Schweinsberg übernahm mehr und mehr Verantwortung, engagierte sich in Vorstand und Präsidium der Piccolos, ging als deren Beisitzer zum Festkomitee. Dort war nicht nur sein Frohsinn gefragt, auch seine Kompetenz – als gelernter Finanzbuchhalter. Ein Beruf, der nicht gerade ausgelassene Feierlust vermuten lässt. „Ich war schon immer locker, flockig“, kontert der 63-Jährige.

Dahinter steckt harte Arbeit

Mitte der 90er Jahre wurden die Weichen gestellt für die Zukunft. 1996 übernahm der Familienvater das Amt des Sitzungspräsidenten von Hans Georg Zebandt. Seither moderiert er den Rathaussturm an Weiberfastnacht. In diesem Jahr tut er das zum 20. Mal. Eine Zeitspanne, in der sich vieles veränderte. „Alles ist professioneller geworden. Damals, im Hans-Sachs-Haus, hatten wir noch keine großen Gruppen aus Köln dabei. Lotti Krekel war einmal da“, erinnert sich der Jeck. Das sei schon etwas gewesen. Trotzdem: „Die Bude war immer voll.“ Mit den bevorstehenden Umbauarbeiten wich man ins Festzelt auf und begründete einen Kult. „Heute ist das die größte Zeltfete an Weiberfastnacht im Ruhrgebiet.“

Hans Georg Schweinsberg ist den ganzen Abend über auf der Bühne. „Wenn ich in den Tagen danach durch die Stadt gehe, grüßen mich ganz viele Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Das ist schon schön.“ Dahinter allerdings steckt harte Arbeit. „Wenn ich am Ende von der Bühne gehe, bin ich klatschnass. Da ist nichts mehr mit feiern. Ich setze mich hin und muss runter kommen.“ Der Sitzungspräsident und Geschäftsführer des Festkomitees verrät: „Nach so vielen Jahren denkt man schon mal ans Aufhören. Ich möchte das noch ein paar Jahre machen. Aber irgendwann wird der letzte Vorhang fallen.“ Hans Georg Schweinsberg macht eine kleine Pause. „Ach ja, ich war auch Stadtprinz in der Session 1994/95.“ Die Krönung des närrischen Lebens. „Das war das I-Tüpfelchen obendrauf. Ich habe alles erreicht. Beruflich, familiär und aus närrischer Sicht. Das macht wirklich zufrieden.“