Gelsenkirchen. . Nicht von oben diktiert, sondern von den Gemeindemitgliedern mitgestaltet soll der Wandel sein, der die Gemeinde St. Joseph zukunftsfähig macht.
„Wir wollen miteinander nach vorne schauen“, sagt Pfarrer Ingo Mattauch. Über 100 Menschen aus fünf Gemeinden in Schalke, Bismarck, Heßler und der Feldmark sind am Sonntagmittag ins Haus Eintracht an der Grillostraße zum ersten Zukunftstag der kath. Pfarrgemeinde St. Joseph gekommen. Pfarrer, Seelsorger, Ehrenamtliche, Verbände, Gemeindemitglieder – alle wollen mitwirken beim „Start ins Neue“. Das Bistum Essen muss finanziell umstrukturieren. In der katholischen Pfarrgemeinde St. Joseph sollen alle am Wandel beteiligt werden.
In den nächsten Jahren fast die Hälfte der Kosten sparen
„Wie kann Kirche zukunftsfähiger sein?“, fragt Elvira Neumann, Seelsorgerin und Gemeindereferentin. „Wir werden immer weniger.“ Das Bistum muss in den nächsten Jahren etwa die Hälfte aller Kosten einsparen. Anstatt über die Köpfe der Gemeinde hinweg zu entscheiden, gehe der Bischof „einen eigenen, neuen Weg“, so Pfarrer Mattauch. „Wir Hauptamtlichen meinen nicht, alles zu wissen und zu können.“ Jeder wird ermutigt, Wünsche, Ängste, Überlegungen vorzutragen. Mattauch freut sich: „Ein wunderbarer Querschnitt“ ist gekommen, Menschen jeden Alters, aus allen Gemeinden, in unterschiedlichsten Funktionen.
Verschiedene Schwerpunkte in den Gemeinden
Auch methodisch ist der Zukunftstag ein Novum: Es gibt keinen festen Ablauf. Nach den Begrüßungsreden wird bei Kaffee und Gulaschsuppe diskutiert, erklärt, ausgetauscht. Kärtchen mit Impulsen wie „Wie kann Kirche anders werden?“ geben Anstoß zum Gespräch, Gedanken sollen mit ausliegenden Stiften direkt auf den Papierdecken gesichert werden. „Ein guter Wortgottesdienst ist vielleicht manchmal besser als ein schlechter Gottesdienst“ oder „Aktuelle Infos auf der Homepage“ steht da etwa. Der Koordinierungskreis wird alles später auswerten.
Arbeitsgruppen stellen Ergebnisse Ende 2016 vor
Neue Zugänge zum Glauben, persönliche Beziehung zu Kirche, Finanzen und neue Einnahmemöglichkeiten, oder das offene Gespräch. Lösungen müssen an vielen Stellen ansetzen. „Wir wollen wissen, was gut läuft, welchen Stellenwert Kirche hat“, erklärt Andrea Hollinderbäumer, die den Pfarreientwicklungsprozess koordiniert.
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Am Zukunftstag finden sich Arbeitsgruppen zusammen, die Ende 2016 ihre Ergebnisse vorstellen. Veränderungen betreffen alle unterschiedlich: „Wir brauchen Kirchen, sonst sind wir nicht mehr Kirche“, findet Georg Vennemann aus dem Haverkamp. Die Frage, welche Kirchen und Gemeindezentren erhalten bleiben, beschäftigt viele Gruppen anders. Miriam Ritter von der KJG in Bismarck, Amelie Honold und Lena Auth vom DPSG Stamm Rochus Spiecker im Haverkamp sorgen sich besonders um die Räumlichkeiten für Gruppenstunden. Die Jugendarbeit lebt davon, dass sie in der Nachbarschaft stattfindet. Fallen Gemeindezentren weg, verschwinden Treffpunkte: „Wir haben Angst, dass Kinder abspringen“, so Ritter. Nähe zur Kirche ist für alle Altersgruppen wichtig. Hinzuschauen, wo Orte der Begegnung gebraucht werden, wo innovative Lösungen ansetzen können, wo gespart werden kann, wird Aufgabe aller Pfarrgemeindemitglieder. „Es kann nicht alles bleiben, wie es ist“, sagt Andrea Hollinderbäumer, „aber hier wird nicht von oben herab gesteuert.“