Gelsenkirchen. . Gerd Rehberg ist Ehrenbürger der Stadt Gelsenkirchen und Ehrenpräsident des FC Schalke 04. Am Freitag feierte er seinen 80. Geburtstag.
Das ist Gerd Rehberg, wie ihn viele kennen. Am 11. September 2015 steht er völlig gelassen auf der Bühne im Großen Haus. Der Anlass: der 111. Geburtstag des FC Schalke 04. Dafür wurde in Zusammenarbeit mit dem Musiktheater im Revier extra eine Show, ein OraTORium, inszeniert, die an diesem Abend ihre Premiere vor geladenen Gästen feiert.
Ehe aber die Musik dominiert, stimmt der Ehrenpräsident ein. Rehberg, erst Minuten zuvor über den Auftritt informiert, wie er später verrät, macht das Beste daraus: Er erzählt charmant Geschichten von seinen Schalkern, die einen großen Teil seines Lebens prägten. Nicht alles, weiß Gott nicht. Aber so, wie man Schalke nicht von Gelsenkirchen lösen kann, steht Gerd Rehberg zu beiden: untrennbar verbunden. Auch an diesem 8. Januar, zu seinem 80. Geburtstag, den der Verein für ihn organisiert. Vivat, vivat, Gerd Rehberg!
Der Kumpel
„Im Vorstand bin ich die Stadt Gelsenkirchen, im Rat der Schalker“, hat er einmal treffend gesagt. Für viele ist er auch der Kumpel, im wahren Sinne des Wortes: der Bergmann, der er lange Jahre war. Gibt es mehr identifikationsstiftende Merkmale in der Stadt der tausend Feuer, die sie zumindest damals noch war? Nein! Rehbergs Vita steht dafür. Der Schalker Kreisel etwa berichtete schon vor Weihnachten darüber, wie alles begann:
„Im Januar 1945 reihen sich Auguste Rehberg und der kleine Gerhard – Vater Walter, Berufssoldat in der Wehrmacht, ist 1942 in Estland gefallen – in den Treck derer ein, die vor der Roten Armee von Ostpreußen gen Westen fliehen. Die Flucht führt die Familie in das Lager Oksböl, wo Dänemark 20.000 der insgesamt 36.000 Flüchtlinge unterbringt. Doch in dieser beschwerlichen Zeit legt das Schicksal einen anderen Grundstein: Gerhard lernt einen jungen Mann kennen, dessen Vater Torwart bei Hindenburg Allenstein aus dem Gau Ostpreußen gewesen ist und sich sieben Tore gegen einen anderen Verein gefangen hatte: Schalke 04. Der Demütigung des Vaters zum Trotz – der Sohn ist Feuer und Flamme für den Verein aus dem Ruhrgebiet, er füllt ein Sammelalbum und steckt mit seiner Leidenschaft Gerd Rehberg an.“
Den lenkt diese Begegnung Jahre später ins Ruhrgebiet.
Die Leidenschaft ist geweckt
Ursprünglich will der junge Mann, dessen Familie 1948 in Schleswig-Holstein eine Heimat findet, zur See fahren. Doch es ist die Hochzeit des Bergbaus. Die Gesellschaft Hibernia schickt Werber bis in die Küstenregionen. Die Aussichten auf eine gesicherte Existenz locken Rehberg ins Revier. Er entscheidet sich für die Zeche Westerholt aus einem zweiten Grund: Dort kann der angehende Knappe seinen Schalkern nahe sein.
Was folgt, ist eine echte Ruhrgebietskarriere: Gerd Rehberg wird im letzten Meisterjahr der Königsblauen, 1958, Mitglied der SPD. 1975 startet seine politische Laufbahn in Gelsenkirchen. Eher zufällig. Damals zieht er über die Reserveliste erstmals in den Rat der Stadt ein. 1980 übernimmt er den Vorsitz in seinem Hasseler Ortsverein und stößt eine bemerkenswerte Entwicklung an. Die Mitgliederzahlen schießen in die Höhe. Der Ortsverein wird zum größten im Unterbezirk. Parallel dazu erzielt Rehberg bemerkenswerte Wahlergebnisse, die bis zu 80 Prozent reichen. Noch heute sagen sie in Reihen der Genossen, die Gründe dafür seien diese: „Seine Aufgeschlossenheit für Probleme im Ortsteil und seine ausgeprägt natürliche Fähigkeit, auf Tuchfühlung zu gehen.“ Immer erreichbar, immer ansprechbar, auch als Bürgermeister, der morgens auf Westerholt das Zechentor passiert. 1979 ist Gerd Rehberg zweiter und ab 1984 erster stellvertretender Bürgermeister, einer ohne jede Allüren.
Keine Selbstverständlichkeit
Und Schalke? Er macht auch dort Karriere, wenn man es so bewerten möchte. Als Rehberg im Jahr 1994 Vorsitzender seines Herzensvereins wird, titelt die Hamburger Morgenpost: „Ein Ehrenmann wird Chef auf Schalke.“ – Eine Erinnerung der Kreisel-Autoren, aber vielleicht die Charakterisierung, die Gerd Rehberg gerecht wird. 25 Jahre lang ist er ehrenamtlicher Bürgermeister, seit 2004 Ehrenbürger der Stadt. Von 1994 bis 2007 lenkt er Schalke durch viele Untiefen – mit einer Sachlichkeit, die man geneigt ist, manchem zu wünschen. Dass er 2007 Ehrenpräsident wird? Eine logische Folge. Dass er auch heute noch mit seinem Gesicht in dieser Stadt für alle steht, für die Gelsenkirchener und die Schalker, ist keine Selbstverständlichkeit, aber unverzichtbar.
Möge es noch lange so bleiben.