Gelsenkirchen. Andrea Höncke sagt, wie Vorsätze für das neue Jahr erfolgreich umgesetzt werden können. Ganz wichtig: Die Motivation geht im Kopf los.

Für viele beginnt das neue Jahr mit guten Vorsätzen. Ich will nicht mehr (was auch immer) .... Allerdings sind es nicht selten die in Partylaune gefassten Pläne für die Zeit ab dem 1. Januar, die scheitern. Was also kann man tun, um Vorhaben erfolgreich umzusetzen?

„Wichtig ist: Die Motivation geht im Kopf los“, sagt Andrea Höncke, Psychologin in der Rehaklinik am Berger See. „Jede Veränderung bedeutet auch, eine bis dahin sichere Komfortzone zu verlassen.“ Was die Einhaltung guter Vorsätze nicht einfacher macht. Sie rät daher, sich realistische Ziele und keine utopischen Marken zu setzen. Wer sich etwa im Bereich Gesundheit vornimmt, beweglicher zu werden oder seine Ernährung so umzustellen, dass er auf Diabetes-Medikamente verzichten kann, sollte sich vorher mit der Frage auseinander setzen: „Wie muss ich mich verhalten, um das zu schaffen?“

Miese Stimmung oder Stress können zum Rückfall in alte Gewohnheiten führen

Wichtig, so die 51-jährige Expertin, sei auch das: „Ich muss mir etwas aussuchen, was zu mir passt. Und der Vorsatz muss praktikabel sein.“ Wer etwa wegen starker Rückenbeschwerden die nächste Muckibude aufsuche, womöglich die falschen Übungen ohne Physiotherapeut mache, sei nicht gut beraten. Vorsätze, sagt Andrea Höncke, sollten präzise sein. Etwa so: „Zweimal in der Woche gehe ich ab sofort mit meiner Nachbarin im Stadtgarten spazieren.“

„Achtung,“ warnt die Psychologin, „der innere Schweinehund wird aktiv.“ An dem Punkt wird’s meistens schwierig. „Ich muss lernen, mit diesen Stolpersteinen umzugehen und mich zu disziplinieren.“ Schlechte Stimmung oder Stress können schnell zum Rückfall in alte Gewohnheiten führen. Da ist die Tafel Schokolade, das Glas Rotwein, die Schachtel Zigaretten schnell zur Hand. Also sollte der Mensch zur Realisierung seiner Vorsätze mit sinnvollen Maßnahmen dagegen steuern. Zum Beispiel die ständig im Auto liegende Sporttasche als Starthilfe für den Plan: Ich gehe einmal die Woche zum Sport. Man könne sich, so Höncke, Unterstützung in der Gruppe suchen, auch praktische Hilfe. Oder emotionale. Von jemanden, der sagt: Denk dran, das hat dir doch gut getan ...

Wer im neuen Jahr abspecken möchte, sollte bedenken: „Viele unserer sozialen Beziehungen regeln sich übers Essen.“ Die Psychologin rät daher, offen mit seinem Vorsatz umzugehen, um Konflikte – „ach, mein Essen schmeckt dir wohl nicht!“ – zu vermeiden. Last but not least empfiehlt Andrea Höncke, das Belohnen und Genießen nicht zu vergessen. Nicht im Sinne von „in sich hinein schlingen“, sondern in Form von gezieltem Genuss. Das kann im übertragenen Sinne auch die Badewanne statt Rotweinroutine sein.

Bliebe also nur noch zu wünschen: erfolgreiches Abgewöhnen!

Veränderungen bergen immer auch große Chancen

Wer gute Vorsätze hat, wendet sich durchaus auch an Psychologen, um sich auf der „Durchhaltestrecke“ die versierte Hilfe der Experten zu sichern. Auf der Hitliste der guten Vorsätze stehen dabei, so die Erfahrung von Andrea Höncke, nach wie vor drei Klassiker ganz oben: Rauchentwöhnung, Gewichtsreduzierung, Alkoholverzicht oder -einschränkung. Aber auch ganz individuelle Wünsche genießen einen hohen Stellenwert. Wie etwa die, sich ab sofort mehr an frischer Luft zu bewegen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen oder die Freizeit ab sofort sinnvoll(er) zu gestalten.

Und was hat sich die Diplom-Psychologin selbst für das neue Jahr vorgenommen? „Ich persönlich ...“ Die 51-Jährige denkt kurz nach. Eigentlich nichts Konkretes, sagt sie. „Aber ich möchte offen sein für Veränderungen, weil Veränderungen immer auch große Chancen bergen.“