Gelsenkirchen.. Die Biathlon World Team Challenge in Gelsenkirchen zog auch bei der 14. Auflage Menschenmassen an. Mehr als 40. 000 Besucher strömten nach Schalke.
Schlagerlawinen im Gelsenkirchener Winterdorf, Kugelhagel drinnen in der Arena. Größer könnten die Kontraste wohl kaum sein. Doch gerade der krasse Gegensatz zwischen Biathlon auf Weltklasseniveau und Familiengaudi zieht die Menschen zu Tausenden nach Schalke. Mehr als 40 000 in bester Laune dürften es am Montag bei der World Team Challenge gewesen sein.
Schlangen mit erwartungsfrohen Menschen wohin das Auge schaut. Beinahe wie zu den Heimspielen der Königsblauen. Ein Renner: die Schießstände, an denen Jung und Alt die kleine schwarze Scheibe einmal aus etwa fünf bis zehn Metern selber stehend aufs Korn nehmen. Oder das Eisstockschießen, wo die Stöcke teils mit viel Karacho aus dem Zielbereich nahe der „Daube“ schießen. Noch mehr Kraft und Gefühl fürs Gleichgewicht brauchen Wagemutige nebenan beim Rentierrodeo. Und einen langen Atem die Wettkämpfer der launigen Schneeballschlacht-Weltmeisterschaft.
Einer, der das ganz genau weiß, ist Olaf Thon. Prustend steht der Weltmeister von 1990 nach dem 26:11-Erfolg des S04-Teams in der Vorrunde über „Get WM“ an der Bande. „Das haut rein“, prustet er nach dem Dauerfeuer mit den Schneekugeln. Er tritt zwar mit Helm an, anders als viele andere aber mit „offenem Visier“ – sprich mit hoch geschobener Skibrille. „Ein guter Gegner, aber wir waren heiß wie Frittenfett, der Sieg gehört uns“, sagt Thon schmunzelnd, atmet erst mal durch.
Sonnenuntergang in 60 Metern Höhe
Ach ja, die Wärme: Auch hier gibt es die schönsten Kontraste zu sehen: Daunenjacke, Bommelmütze und Fellstiefel neben Longsleeve, Polo-Shirt und Sneaker am Glühwein- oder Bierstand. Dazu, das geht hier im Revier ja immer, Pommes und Bratwurst – und durchaus viele Eiswaffeln in großen und kleinen Händen. Kalt oder warm ums Herz, je nachdem, dürfte es vielen über dem Winterdorf gewesen sein – per Kran und Stahlkabine ging es jeweils zu neunt in 60 Meter Höhe. Der Lohn am Nachmittag: ein traumhafter Sonnenuntergang mit Karibik-Flair. Am Boden zurück, reiht sich da Seufzer an Seufzer.
Hin und weg, das ist auch Familie Birgit und Reinhard Will mit Tochter Rosanna. Die Zwölfjährige fährt demnächst „in die Skifreizeit mit der Schulklasse“. Hier auf Schalke kann sie die Stars der Biathlon-Szene „einmal hautnah erleben“ – etwa am neuen „Ruhrpottgletscher“. Der Schneehügel im Schlagschatten der Arena trotzt tapfer und erfolgreich der Sonne. Ganz anders sieht das in Oberhof aus. „Dort gibt es nicht genug Schnee“, erzählt Mutter Birgit. Doch weil man Biathlon „mindestens einmal live erlebt haben muss“, sind die Drei extra aus dem 300 Kilometer entfernten Hildesheim nach NRW gereist. Ihr Eindruck: „Irre was los hier auf Schalke“.
Luftgitarre auf der aufblasbaren Attrappe
Spätestens im Partyzelt wird klar, dass das nicht nur so dahergesagt ist. Da wird auf aufblasbaren Attrappen Luftgitarre gespielt, da werden zu „ Das ist Wahnsinn“ von „Wolle“ Petry ekstatisch die Teufelsfinger gen Himmel gestreckt und da hüpft eine Mädchenschar mit „Bunnyohren“ zu „Anita“ von Costa Cordalis außer Rand und Band herum – wahrscheinlich bis das Lasso von Olaf Hennig sie wieder einfängt – oder sonst jemand.
Derweil konzentriert sich Familie Anne und Klaus-Dieter Bahc sowie Stephanie und Larissa Erber mehr auf den Sport. „Es ist großartig, so nah dabei sein zu können“, sagen sie. Vor den Sportlern ziehen die Langläufer aus Bochum „den Hut“, denn was die leisten in der Loipe und am Schießstand, sei schon unglaublich. Daher: „Das Publikum unterstützt alle Biathleten.“ Davon können die Fünf sich kurz darauf mit gut 15 000 anderen Sportfans in der noch nicht ganz vollen Arena überzeugen. Dem siegreichen Duo Anna Weidel und Tobias Reiter bei der Junioren German Team Challenge brandet ein Riesen-Applaus bei ihrem Einlauf entgegen.
Das ist allerdings nichts gegen den Empfang, der der Elite um Simon Schempp und Martin Fourcade bereitet wird – der Wahnsinn eben. Auf Schalke, wo sonst.