Gelsenkirchen. . Erfolg und Bescheidenheit passen wenig zusammen? Nein. Bridget Breiner personifiziert beides.

Erfolg und Bescheidenheit passen wenig zusammen? Nein. Bridget Breiner personifiziert beides. Bei der Feier am Samstag zu ihrem zweiten „Faust“, dem wichtigsten deutschen Theaterpreis, zeigten ihre Laudatoren hemmungslos ihren Stolz auf die Ballettdirektorin des Musiktheaters – die Ausnahmekünstlerin blieb dagegen trotz der Lobeshymnen der Herren sympathisch-locker.

Oberbürgermeister Frank Baranowski, etwa, blickte in die Zukunft und meinte: „Ich kann mich sehr gut mit diesem Rhythmus anfreunden, dass der ,Faust’ alle zwei Jahre nach Gelsenkirchen kommt.“ Was Bridget Breiner breit lächeln ließ. Als Generalintendant Michael Schulz sie nicht nur als in Deutschland Maßstäbe setzende Choreographin feierte, sondern bekannte, wie sehr ihm ihre Mädchenhaftigkeit als Tänzerin entzücke, lachte die 41-Jährige laut und herzhaft.

Viele Empfänge sind oft steif. Nicht so der für Breiner im Kleinen Haus, inmitten vieler Freunde und Förderer des MiR. Sie wird nicht nur geschätzt und verehrt, die Wahl-Gelsenkirchenerin wird sichtlich geliebt. „Eine von uns“, das klang immer wieder unterschwellig an. MiR-Geschäftsführer Dieter Kükenhöner zeigte kurz seine Rührung, übergab dann schnell weiter an Baranowski und Schulz.

Einige trockene Seitenhiebe

Der Generalintendant sparte nicht mit trockenen Seitenhieben auf einen Kollegen. „Der Nachfolger von der verstorbenen Marie Zimmermann bei der Ruhrtriennale wollte nicht, wie geplant, eine Zusammenarbeit mit Breiner.“ Pause. „Pech.“ Das Publikum lachte.

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Dass unter der Leitung von Bridget Breiner das Tanztheater am MiR so stark wächst und blüht, sei der Begeisterungsfähigkeit und der knallharten Disziplin der US-Amerikanerin zu verdanken. Sie hole bedeutende Akteure ans MiR, die in größeren Städten überall auf der Welt arbeiten könnten, unterstrich Michael Schulz, und stellte klar: „Bridget Breiner ist eine Bereicherung für das gesamte Musiktheater, sie gibt ihm Impulse und Farbe.“

Ob Kükenhöner, Schulz oder Baranowski, alle bekannten wortwörtlich, unendlich glücklich über den zweiten „Faust“ für Gelsenkirchen zu sein. Und die so Gefeierte? Bridget Breiner lebt in Sichtweite ihrer Wirkungsstätte, ist Gelsenkirchenerin und hat den unprätentiösen Ruhrpott-Charme schon verinnerlicht. Auf die Frage der WAZ, welchen Platz sie für ihren zweiten „Faust“ ausgesucht habe, lautete ihre Antwort. „Er steht bei mir im Büro, neben dem ersten.“ Ungehemmten Stolz zeigte sie am Ende, als sie ihrem Ensemble dankte, auf englisch. „Über Charlotte Salomon ein Stück zu machen, war mir eine echte Herzensangelegenheit.“