Gelsenkirchen. Francesca Berruto übernimmt die Titelrolle in der Ballettproduktion “Alice“, die am 31. Oktober Premiere im Musiktheater Gelsenkirchen feiert.

Sie sieht ein weißes Kaninchen und trifft auf einen verrückten Hutmacher, begegnet der Herzkönigin und einer geschwätzigen Schildkröte. „Ein Märchenwesen ist sie dennoch nicht“, versichert Francesca Berruto lächelnd. Sie muss es wissen: Die 26-jährige ist „Alice im Wunderland“. Ab 31. Oktober tanzt die junge Italienerin die Hauptrolle in einer Produktion des Ballett im Revier am Musiktheater.

Der wundersame Kinderbuchklassiker aus der Feder des britischen Schriftstellers Lewis Carroll inspirierte immer wieder Theatermacher und Choreografen zu neuen Interpretationen. Jetzt setzt sich Gastchoreograf Luiz Fernando Bongiovanni mit dem 1865 erschienenen, fantastischen Text auseinander. Die attraktive Titelrolle ging an die Tänzerin aus Turin, die seit der Spielzeit 2013/14 zur Gelsenkirchener Compagnie gehört.

Mit 5 Jahren die Ballettschuhe angezogen

Und Francesca Berruto verwandelt sich nicht zum ersten Mal in Alice: „Mit 15 Jahren tanzte ich bereits in Turin diese Figur.“ Damals suchte der Choreograf allerdings eine Tänzerin, die das kleine Mädchen Alice verkörpert. In der neuen Sichtweise am Musiktheater, sagt die Tänzerin, steht kein Mädchen im Mittelpunkt, sondern der Mensch Alice: „Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, aber auch über Drogen, über Machtkämpfe, es ist ein bisschen wie ein Trip.“

Ein kleines Mädchen von fünf Jahren war Francesca Berruto, als sie erstmals die Ballettschuhe anzog. Elf Jahre lang blieb sie im Schatten ihres Elternhauses der Ballettschule treu. „Danach wusste ich ganz genau: Ich will weiterhin tanzen.“ Das Ballett geriet zu Beruf und Berufung. „Wenn ich tanze, bin ich in einer ganz anderen Welt, kann jemand ganz anderes sein.“

Sieben Jahre Engagement in Stuttgart

Sie begann ihre Ballettausbildung an der Scuola di danza des Balletto Teatro di Torino und wechselte dann an die renommierte John Cranko Schule nach Stuttgart: „Eine tolle Anfrage“, strahlt sie noch heute über diese Chance, die dem jungen Talent weitere Türen öffnete. Von 2007 bis 2012 war Berruto als festes Mitglied am Stuttgarter Ballett engagiert und tanzte in fast allen bedeutenden Werken des Stuttgarter Repertoires. Hier lernte sie auch die heutige Ballettdirektorin Bridget Breiner kennen und schätzen.

Nach sieben Jahren Stuttgart hatte die klassisch ausgebildete Ballerina Lust auf Luftveränderung, auf neue Inspirationen. Ein Jahr lang tanzte sie als freie Künstlerin in Italien, dann kam der Ruf des Musiktheaters: „Ich arbeite gerne in einer kleineren Compagnie. Es geht familiärer zu, hier fühle ich mich zu Hause.“ Die Arbeit macht ihr Spaß und sie freut sich über das kundige Publikum: „Manche kommen gleich mehrfach in eine Produktion.“

Und dass sie am Musiktheater nicht ausschließlich auf Spitze tanzen muss, sondern auch mal zeitgenössisch modern, auch diese Vielfalt liebt sie sehr. Bei „Alice in Wonderland“ zum Beispiel: „Da können wir viel improvisieren, wie in einem Labor der Bewegung.“ Ihre Alice wird kein kleines naives Mädchen sein: „Sie ist ein Mensch – und ein bisschen punkig.“

Die Premiere der Choreografie „Alice in Wonderland“ wird am Samstag, 31. Oktober, um 19.30 Uhr im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier am Kennedyplatz gefeiert.

Für die Choreografie zeichnet Luiz Fernando Bongiovanni verantwortlich, die Bühne gestaltet Britta Tönne.

Auch das Foyer des MiR wird sich in ein passendes Ambiente verwandeln.

Weitere Termine: 7., 8., 13., 15., 22. November, 11. und 13. Dezember, 9., 10. Januar. Karten und Infos: 0209 4097-200 oder www.musiktheater-im-revier.de