Gelsenkirchen. Kein guter Tag für Gelsenkirchen. Die Vaillant-Gruppe wird 2018 ihr Werk an der Emscherstraße schließen, 200 Arbeitsplätze werden verloren gehen.

Am Freitagmorgen verdichtete sich ein Gerücht zu einer schlechten Nachricht für Gelsenkirchen: Die Vaillant GmbH schließt ihr Werk an der Emscherstraße. Nicht sofort, aber im Jahr 2018. Die Beschäftigten wurden ab 13 Uhr von Dr. Norbert Schiedeck, Geschäftsführer Technik der Vaillant Gruppe, über die Pläne des Unternehmens informiert. Das ebenfalls am Standort ansässige Service-Center „tecbytel“ für die deutschlandweite Fachhandwerkerbetreuung und Kundendienstdisposition bleibt mit einer Belegschaft von rund 80 Mitarbeitern bestehen.

Der Grund für diese Entscheidung ist laut Vaillant neben der Bündelung der Entwicklungs- und Produktionsaktivitäten für Heizungsanlagen am Firmensitz Remscheid eine seit längerem stagnierende Nachfrage nach Produkten auf Basis regenerativer Energien, die in Gelsenkirchen hergestellt werden. Vaillant will nun mit den Arbeitnehmervertretern reden, um sich auf sozialverträgliche Lösungen für alle betroffenen Beschäftigten zu verständigen. Vorruhestandsregelungen, mögliche Weiterbeschäftigung an anderen Standorten sowie die Einrichtung einer Transfergesellschaft sollen den Fall ins Bergfreie verhindern.

IG Metall kündigt Widerstand an

Yasemin Rosenau, Betriebsratsvorsitzende im Werk Gelsenkirchen, sagte: „Die Mannschaft ist völlig geschockt. Das ist schon eine krasse Entscheidung.“ Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, stuft die Schließung als politische Entscheidung ein: „Wenn Vaillant gewollt hätte, hätte man mit der Verlagerung einer Fertigung von Zukunftsprodukten nach Gelsenkirchen helfen können. Wir haben erfolgversprechende Modelle vorgelegt.“ Aber spätestens seit der angekündigte Abbau von 33 Arbeitsplätzen nicht funktioniert hätte, habe man in Remscheid die Angelegenheit nur noch gesamtstrategisch betrachtet. Sadowsky: „Wir werden alles tun, um das Werk in Gelsenkirchen zu erhalten.“

Mit Unverständnis reagierte OB Frank Baranowski (SPD): „Wie vor zwölf Jahren wird am Firmensitz in Remscheid eine Entscheidung gegen die Arbeitnehmer in Gelsenkirchen getroffen. Wie damals wird die mangelnde Auftragslage als Begründung genannt, obwohl zurzeit circa 20 Leiharbeitskräfte im Werk Gelsenkirchen beschäftigt sind.“ Er werde den Verdacht nicht los, als würde hier eine langfristige Strategie verfolgt, über die sowohl die Stadt als auch Betriebsrat und Beschäftigte lange Zeit im Unklaren gelassen wurden.

Wirtschaftsdezernent Dr. Christopher Schmitt sagte unserer Redaktion: „Die Nachricht über das Aus bewegt mich tief. Ich kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Vaillant besetzt hier in Gelsenkirchen wichtige Zukunftsfelder. Daher hoffe ich, dass sich die Entscheidung noch drehen lässt.“

Aussortiert - ein Kommentar von Friedhelm Pothoff 

Mit Vaillant verbinden sich Erinnerungen der wehrhaften Art. Im Jahr 2003, vor zwölf Jahren also, sah sich das Werk Gelsenkirchen schon einmal einer Schließungsankündigung der Remscheider Firmenzentrale gegenüber und kämpfte erfolgreich dagegen an. Den Beschäftigten wünscht man heute automatisch wieder einen ähnlichen Erfolg.

Ob der möglich ist, darüber kann aktuell keine Aussage getroffen werden. Betriebsrat und Gewerkschaft werden sich informieren und beraten lassen, um die Gespräche mit den Arbeitgebern auf Augenhöhe zu führen.

Es gab Optionen

Nachdenklich stimmt der Satz von Robert Sadowsky, der im Kern so zu verstehen ist: Hätte Vaillant gewollt, hätte das Unternehmen rechtzeitig gegensteuern können, um eine Schließung zu verhindern. Optionen gab es. Schließlich investiert die Gruppe an anderen Stellen erheblich in ihre Zukunftsfähigkeit.

In diesen Planungen, das scheint klar, spielt Gelsenkirchen in diesem Moment keine Rolle. Ob sich das noch einmal verändern kann, ist die entscheidende Frage. Der Prozess hat gerade erst begonnen. Klar ist: Für die Beschäftigten wird es keine einfache Zeit werden.