Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Vater von „Schantall“ im WAZ-Interview über Inspirationen und Pläne.
Er haut in seinem Buch „Schantall, tu ma die Omma winken“ die Prollfamilie und ihre Brut lustvoll in die Pfanne und macht sich in „Schantall, tu ma die Omma Prost sagen“ mordsmäßig über die Macken der Oberschicht lustig. Der Gelsenkirchener Bestseller-Autor Kai Twilfer (39) verabschiedet sich in seinem neuen Buch, das im März nächsten Jahres im S. Fischer Verlag auf den Markt kommen wird, von seiner Schantall und nimmt sich stattdessen den kleinen „Finn-Luca“ zur Brust. Über Ideen, Inspirationen und Pläne sprach WAZ-Redakteurin Elisabeth Höving mit dem Autor.
Ein neues Buch von Kai Twilfer und im Titel fehlt Schantall. Wo ist die Gute abgeblieben?
Kai Twilfer: Ach, auf dem Cover wird sie schon noch auftauchen. Etwa in der Form: ,Schantall hat Pause!’ Außerdem ist sie ja nicht ganz weg vom Fenster. Und, versprochen, im Herbst kommt sie auch mit einem eigenen Buch zurück. Mit dieser Trilogie ist die Schantall-Reihe dann aber auch definitiv abgeschlossen.
Ein Abschied für immer?
Twilfer: Na ja, vielleicht nicht ganz. Möglicherweise wird sie noch mal im Fernsehen in einer Serie auftauchen, die Rechte dafür sind bereits verkauft.
Nun also Finn-Luca. Was zeichnet den denn aus?
Twilfer: Der Zehnjährige ist ein äußerst verhätscheltes Kind mit Helikopter-Eltern. Die Klein-Urbans sind ein bisschen Öko, und zur Belohnung für gute Leistungen kriegt Finn-Luca Soja-Drops aus dem Reformhaus. Drei Mal die Woche muss er zum Geigenunterricht und zum Chinesisch-Kurs. Aus Feigheit macht Finn-Luca das alles mit. Ihm zur Seite stelle ich Terrier Dandy als Antihelden und Erzähler. Der Hund hat schlicht die Schnauze voll. Ähnlich wie einst der TV-Alf mischt er sich ein. Hund und Kind werden abhauen, so ähnlich wie in dem Roman „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“.
Würden sich Schantall und ihre Brut mit Finn-Luca und seinen Heli-Eltern verstehen?
Twilfer: (lacht) Mal sehen, denn sie treffen sich im neuen Buch sogar. Ein kleiner eingebauter Gag! Das erste Schantall-Buch spielte ja in der Unterschicht, das zweite in der gehobenen. Familie Klein-Urban nun ist kleinbürgerlich, lebt in einem Reihenhaus in einer Neubausiedlung. Wie in meinen ersten Büchern werte ich allerdings nicht, ich beschreibe lediglich.
In welcher Schublade steckt Finn-Luca? Sachbuch, Roman, Ratgeber, Regionales?
Twilfer: Es ist ein erzählendes Sachbuch. Mein neuer Verlag nennt es genauer Milieu-Comedy. Es ist satirisch, gesellschaftskritisch und seziert das Familienleben. Thema ist die übertriebene Fürsorge von Eltern, die es ja eigentlich nur gut meinen.
Sie haben weder Kind noch Hund. Woher die Erkenntnisse?
Twilfer: Durch genaue Beobachtung. Gerade kleine Begebenheiten, die man schnell übersieht, sind oft das Witzigste. Ich habe mich auch mal ‘ne Stunde auf einen Spielplatz gesetzt. Und dann habe ich noch eine Hundemesse besucht. Was es da alles gibt! Ein Bitch-Spray zum Beispiel, der Hundedamen fern halten soll, oder einen Löseplatz, unglaublich! Es gibt sogar Teerölshampoos für Hunde und Conditioner.
Was macht den Twilfer-Erzählstil aus?
Twilfer: Die sehr detaillierten Beobachtungen, Satire, Wortwitz, eine möglichst hohe Gag-Dichte.
Wen wollen Sie erreichen mit dem Buch „Finn-Luca, komm bei Fuß?“
Twilfer: Es ist ein echtes Familienbuch für Jung und Alt, für Kinder- und Hundebesitzer. Ein Buch auch für alle, die wissen, warum sie keine Kinder und Hunde wollen. Es kann gut sein, dass das Buch genauso polarisiert wie Schantall.
Finn-Luca und die Freude an Doppelvornamen. Hand aufs Herz: Haben Sie auch einen?
Twilfer: Soll ich den wirklich sagen?
Ja, bitte!
Twilfer: Okay, ich heiße Kai Hendrik. Namen sind in meinen Bücher übrigens immer ein wichtiges Thema, nur wenn die gut passen, kann man sich die Figuren auch im Kopf vorstellen.
Inzwischen bieten Sie auch Comedy-Lesungen an.
Twilfer: Ja, ich lese sehr gerne, um zu erleben, wie die Leute ticken, wie sie auf meine Figuren reagieren. Erstaunlicherweise können selbst die Bayern über die lachen, und im Osten habe ich eine besonders große Fanbasis. „Finn-Luca komm bei Fuß“ wird im März auf der Leipziger Buchmesse Premiere feiern. Zuvor aber will ich das Buch auf jeden Fall zuerst in meiner Heimatstadt Gelsenkirchen vorstellen, das ist mir ein echtes Anliegen. Darum wird es am 19. Februar eine Vorpremiere in der Kaue geben.
Das Buch „Fin-Luca, komm bei Fuß!“ erscheint am 10. März beim S. Fischer Verlag.
Schon am 19. Februar stellt Autor Kai Twilfer es um 20 Uhr in seiner Heimatstadt in der Kaue, Wilhelminenstr. 176, in einer Vorpremiere vor. Karten kosten 16,90 Euro. Der Vorverkauf läuft. Info: emschertainment.de