Gelsenkirchen. . „Schantall tut live“ – der Titel sagt es: Kai Twilfer liest aus seinen Büchern. Diesmal hatte der Gelsenkirchener ein Heimspiel im Hans-Sachs-Haus, vor einem begeisterten Publikum.
Über Lautsprecher kündigte Mutter Hildegard ihren Schöpfer an, „der einzige, der weiß, wie meine Tochter Schantall wirklich ticken tut“. Kai Twilfer kam auf die Bühne und wurde vom ausverkauften Saal im Hans-Sachs-Haus mit einem ordentlichen Applaus begrüßt. „Ich hab Heimspiel“, freute sich der Buchautor ersichtlich. Erst einmal musste die Frage geklärt werden: „Sitzt eine Schantall hier im Publikum?“, und tatsächlich meldete sich nach ein paar Sekunden Bedenkzeit leicht beschämt eine Frau in der ersten Reihe.
Doch nicht nur der Name seiner Protagonistin Schantall bekam an diesem Abend sein Fett weg. Zum Kevinismus, um den es in seinen selbst ernannten Lachbüchern geht, zählen noch weitere Vornamen unserer Zeit. „Der Kevinismus ist eine Seuche von Eltern, die ihren Kindern keine sozialverträglichen Vornamen geben“, erklärte Twilfer. Vornamen mit einem „Y“ im Namen seien besonders gefährlich, wie etwa Dylan oder Sunnybelle Melody, aber auch ein „Sch“ sei bedenklich, wie in Schayänn oder Tschastin. Schon bevor Twilfer anfing aus seinen Büchern zu lesen, kam das Publikum aus dem Lachen nicht raus.
Ein Kopfnick-Kapitel
Los ging es bei den Pröllmanns Zuhause, ein „Kopfnick-Kapitel“, wie Twilfer selbst es nennt. Und tatsächlich wurde beim Besuch in der elften Etage eines Plattenbaus, in einer „gepflegten Chaos-Wohnung“ mit zu vielen Möbeln, überflüssigen Küchengeräten und terracottafarbenen Wänden kräftig genickt. „Man kann sich vorstellen, wie es in der Wohnung aussieht“, schmunzelte Zuschauerin Gabriele Eidhoff. Auch das Kapitel über Tschastins (Schantalls Sohn) Einschulung kam gut an. Twilfer bemerkte: „In Gelsenkirchen kann man vieles bringen, was man in anderen Städten ewig erklären muss.“
Nach der Pause ging es mit dem als Kirmes-Losverkäufer verkleideten Twilfer weiter. Das Kapitel über den Kirmesbesuch der Pröllmanns war eine „interaktive 3D-Lesung“, darum die Verkleidung und darum durfte auch Sibylle aus dem Publikum auf die Bühne und passende Schilder zeigen. Als Schantall, ihre Mutter Hildegard und ihre beste Freundin Schayänn eine spirituelle Beautyfarm besuchten, kannte das Gelächter kaum noch Grenzen. „Die Beschreibung sind so anschaulich und herrlich ironisch. Ich kann nicht mehr“, hielt sich Besucher Jörg Kenzian den Bauch.