Gelsenkirchen. Das Publikum tobte in der Gelsenkirchener Kaue, als Dietmar Wischmeyer kabarettistische Axthiebe verteilte.
Vom Hörfunk und vor allem aus der Heute-Show kennt man ihn als schneidend-scharfen Kritiker des Zeitgeistes, bewaffnet mit wohlgesetzten, wenngleich zum Teil derben Wortspielen. In seinem abendfüllenden Programm „Achtung Artgenossen“ entpuppt sich Dietmar Wischmeyer am Freitag in der ausverkauften Kaue vor allem als Meister der Fäkal-Lyrik, ausgestattet mit dem unbedingten Willen zur politischen Unkorrektheit. Das ist oft zum Brüllen witzig, häufig auch analytisch brillant, aber nicht immer leicht zu ertragen. Das Publikum genoss es.
Allerdings wird der herbe Schenkelklopfer für das männliche Publikum zwischenzeitlich doch recht arg strapaziert. Die Gattin ist stets ein wombat-förmiges Monstrum, dem der Mann in aller Regel zu entfliehen sucht. Und auf deren Rücken lässt sich mancher Lacher kassieren. Natürlich auch beim Vegetarier und Fructarier („Essen die nur im Herbst?“) und allen Spezialessern dieser Welt. Doch auch das Männchen, gern Lurch genannt, bekommt sein Fett ab.
Ekelpotential regionaler Wurstkultur ausgelotet
Apropos Fett. Wenn Wischmeyer das Ekelpotenzial der regionalen Wurstkultur auslotet, entstehen Bilder im Kopf, die der Zuhörer nur schwer wieder aus dem Kopf bekommt. Wischmeier versteht es genial, Zote und absolute Hochsprache zu kombinieren, ja miteinander verschmelzen zu lassen.
Großartig ist der Mann allerdings vor allem bei politischer Analyse oder besser gesagt; beim Entlarven und Bloßstellen politischer Phrasen und Worthülsen. Oder bei seinen Vergleichen: 250 Leopard-Panzer, aber 350.000 Wohnmobile sind in Deutschland registriert. Das kann doch nicht gutgehen, grinst der Wohnmobilhasser Wischmeyer.