Gelsenkirchen. Ist meine Therapie die richtige, gibt es gute Meßmethoden ohne Pieksen, warum gilt Saft nicht als Getränk – diese und andere Fragen beantworteten vier Experten am Bergmannsheil Buer.
Diabetes ist ein weites Feld. Und eine sehr weit verbreitete Erkrankung, mit stark steigender Tendenz. Erst sieben Jahre nach dem Entstehen wird Diabetes in der Regel erkannt, weil er anfangs keine spürbaren Symptome macht. Dabei könnten durch Früherkennung viele Folgeschäden verhindert werden.
Heutzutage erkranken immer mehr junge Patienten am Typ II, dem früher im Volksmund „Altersdiabetes“ genannten Typus. Die Telefonaktion von WAZ und BergmannsheilBuer am Freitag jedoch nutzten vor allem Menschen über 50 Jahren, um sich zu informieren. Etwas mehr Frauen als Männer, wobei sich einige Damen für ihre erkrankten Männer erkundigten.
Nicht immer ist Übergewicht die Ursache für Diabetes
Bei dem Diabetologen Dr. Arnold Greitemeier meldete sich unter anderen eine Frau, die sich als Diabetespatientin diskriminiert fühlt. „Die Leute denken immer, die ist ja selbst schuld. Dabei bin ich gar nicht übergewichtig!“ In der Tat hat Typ I-Diabetes wenig mit Übergewicht zu tun, Typ II zwar in gut 80 Prozent der Fälle – aber eben nicht immer. Diabetespatienten outen sich ungern, weiß auch der Diabetologe Dr. Burkhard Jansen. Bei ihm erkundigte sich ein Erkrankter nach der Zuverlässigkeit der neuen Mess-Scanner.
Über einen auf die Haut geklebten Chip können Kranke dabei den Zuckerwert samt Trend prüfen – ohne Pieksen und Blut. Allerdings übernimmt die Kosten bisher nur eine Kasse und auch die nur für Typ-I-Patienten. 62 Euro kostet ein Chip, der 14 Tage hält. Doch das System sei dank der leichten Handhabung segens- und zukunftsreich, ist Dr. Jansen überzeugt. Ein anderer Anrufer wollte wissen, wie häufig er die Pen-Spritzennadeln benutzen darf. Nur einmal, betonte der Mediziner. Nicht aus Infektionsgründen, sondern weil die Hightech-Spitze nach einmaligem Gebrauch zu stumpf ist. Den meisten Anrufern bei den Diabetologen jedoch ging es darum, zu überprüfen, ob ihre Therapie richtig ist und ob die Therapieziele passen.
Verzicht auf Zwischenmahlzeiten wichtig für Fettverbrennung
Bei Dr. Christoph Haurand, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Konservative Intensivmedizin am Bergmannsheil, fragten die Anrufer nach Unterzuckerung und den Auswirkungen des dadurch entstehenden Stresses. Haurand bestätigte, dass Unterzuckerung ein schlimmer Stressfaktor ist. Und vor allem, dass Diabetespatienten regelmäßig ihre Herzgesundheit überprüfen müssen. Diabetes schädige die Gefäße, auch die Herzgefäße könnten betroffen sein. Wer lange unter Diabetes leide, müsse mit strukturellen Veränderungen rund ums Herz rechnen.
Der 14. November ist Welt-Diabetestag
Der 14. November wird seit 1991 als Welt-Diabetestag begangen. In diesem Jahr steht besonders die gesunde Ernährung im Fokus, die für das Leben mit Diabetes besonders wichtig ist.
Mit der Telefonaktion wollen WAZ und Bergmannsheil einen Beitrag zur Aufklärung über die Hintergründe dieser immer weiter verbreiteten Erkrankung leisten und ihr entgegenwirken.
Diabetes-Assistentin und Ernährungsberaterin Jutta Großmann stellte bei den Anrufen vor allem viel Unsicherheit in Bezug auf Getränke fest. Etwa dass Milch nicht als Getränk zu werten ist, sondern als Essen und dass Säfte zuviel Fruchtzucker enthalten, um große Mengen zu trinken, überraschte Manchen. Häufigstes Thema aber waren Zwischenmahlzeiten. Vier Stunden sollten zwischen zwei Mahlzeiten liegen, damit die Fettverbrennung und Verdauung gut laufen kann, erklärte die Expertin. Und räumte ein, dass noch vor 30 Jahren von Experten Zwischenmahlzeiten empfohlen wurden. . .