Gelsenkirchen. Die Berliner Kammer-Core Band „Coppelius“ feiert am 14. November mit ihrer ersten eigenen Oper Weltpremiere in Gelsenkirchen.

„Es ist irgendein höllischer Zauber im Spiele“ am Musiktheater im Revier: Die Premiere „Kennst Du den Mythos“ ist gerade über die Bühne gegangen, da laufen hinter den Kulissen schon die Proben für das nächste Groß-Event an: Am 14. November soll hier mit „Klein Zaches, Genannt Zinnober“ von der Band Coppelius die erste Steampunk-Oper der Welt ihre Uraufführung feiern.

Steampunk? Nein, das hat nichts mit dampfender Punkmusik zu tun, sondern mit einem Science-Fiction-Genre: Die Steampunker wünschen sich in die gute, alte Zeit der Dampfmaschinen zurück, als Strom noch nicht aus der Steckdose kam, Autos, Computer und Smartphones noch gar nicht erfunden waren und zur Erleuchtung eine Öllampe angezündet wurde.

In diese Welt träumt sich auch die Berliner Band „Coppelius“ zurück – nach eigenen Angaben bereits 1791 gegründet. Mit ihrem „Kammer Core“, einem Metal-Stil quasi direkt aus der Herzkammer, touren sie quer durch Deutschland – immer in zeitgenössischer Verkleidung mit Frack und Zylinder, immer mit kräftigem Make-Up, ihr wahres Gesicht bekommen die Fans indes nie zu sehen.

Gaststars beim „Blind Date“

Dem Gelsenkirchener Publikum ist Coppelius von Auftritten beim Blackfield- und beim Blind-Date-Festival ein Begriff, zu denen auch Fans aus der „Steampunk“-Szene anreisten. Und der Widerspruch zwischen der Musik, die oft stark verzerrt aus dem (strombetriebenen!) Verstärker dröhnt und der Bühnenpräsenz, die aus einer Zeit knapp vor der industriellen Revolution stammt, schien hier niemanden zu stören.

Genau wie die Kostüme und die Vorlage der „Klein Zaches“-Oper ist auch der Bandname „Coppelius“ einer E.T.A.-Hoffmann-Erzählung entsprungen: „Der Sandmann“ in der guten alten Tradition des Schauerromans, zeichnet Coppelius als riesigen, furchteinflößenden, Sandmann, der beim Protagonisten ein Kindheitstrauma auslöst.

„Wir schätzen E.T.A Hoffmann sehr“, verrät Klarinettist Comte Caspar: „Die Welt, die er in seinen Erzählungen beschreibt, hat so etwas uriges.“

Klassische Musikausbildung

Und beim Steampunk gehe es darum, „einer Welt nachzuspüren, die es so gar nicht mehr gibt. Aber was wäre wenn man damals einen anderen Weg eingeschlagen hätte und nicht so stark auf Elektrizität gesetzt hätte?“, fragt er.

„In der Welt des Steampunk gibt es weder Elektro- noch Plastikschrott“, fügt Bandkollege und Klarinettist Max Copella an. Genau deshalb setzen die Berliner Musiker auch auf „klassische“ Instrumente, trumpfen bei Metal-Festivals mit Cello, Klarinetten und Kontrabass auf, nennen ihren Stil auch schon einmal „Heavy Wood“ statt „Heavy Metal“.

Der Großteil der „Coppelianer“ hat übrigens ein klassisches Musikstudium absolviert. So ist der Sprung auf die Opernbühne mit einem selbstgeschriebenen Werk kein Quantensprung, „wir freuen uns wahnsinnig auf die Zusammenarbeit mit der Neuen Philharmonie Westfalen, das Orchester rockt“, erklärt Comte Caspar nach der ersten gemeinsamen Probe begeistert.

Das Zusammentreffen der Welten am Musiktheater im Revier verspricht also spannend zu werden. Eine kostenfreie „Kostprobe“ für Neugierige gibt es übrigens am Mittwoch, 28. Oktober, ab 18 Uhr.