Gelsenkirchen. Der berühmte Kinderbuchklassiker kommt am 31. Oktober als Ballett auf die Bühne des Kleinen Hauses.

. Fast jeder kennt den verrückten Hutmacher und die mordlustige Herzkönigin, das rastlose weiße Kaninchen und die merkwürdige Grinsekatze. Schließlich gehört das Buch „Alice im Wunderland“ des Briten Lewis Carroll seit 150 Jahren zu den absoluten Kinderbuchklassikern. Dass der Stoff aber weit mehr ist als ein federleichtes Kindermärchen, das will die Choreografie des Brasilianers Luiz Fernando Bongiovanni beweisen.

Seine Sicht auf Alice und ihre rätselhaften Abenteuer feiert am Samstag, 31. Oktober, Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier, es tanzt das Ballett im Revier. Den Choreografen interessiert weniger die Geschichte eines kleinen Mädchens als die einer heranwachsenden Jugendlichen auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. „Wie findet sie ihre eigene Meinung, wie geht sie mit Frustrationen um, mit Hierarchien?“ Diese Produktion spürt einem Menschen beim Prozess des Erwachsenwerdens nach.

Ein Trip ins eigene Innere

„Meine eigenen Kinder sind sechs und acht Jahre alt und ich sehe vieles durch ihre Augen“, sagt der Gastchoreograf, der den Nonsens, aber auch die philosophische Tiefe des Textes liebt. Den choreografischen Stil des Brasilianers kennzeichnet Experimentierfreude und eine unkonventionelle Bewegungssprache, kombiniert mit ganz klassischem Tanzvokabular.

Wenn Alice in ein Erdloch stürzt und in einem bizarren Wunderland wieder erwacht, dann ist das, so Bongiovanni, „auch ein Trip ins eigene Innere“.

Das ganze Haus ein Wunderland

Diese Reise spiegelt sich im Bühnenbild von Britta Tönne wider. Eine komplette Wand aus über 50 Türen funktioniert wie eine zweite Spielfläche auf einer Bühne, die weit ins Parkett hineinragt und um die die Zuschauer von drei Seiten sitzen. Die Türen gehen auf und zu, durch sie treten die Tänzer ein und ab, werden die Requisiten transportiert. Tönne: „Die Türen dokumentieren auch die Grenze zwischen Realität und Wunderwelt.“

Kostümbildnerin Ines Alda schneiderte den 14 Tänzerinnen und Tänzern über 60 fantastische Kostüme auf den Leib, so dass die Akteure hinter der Bühne beim rasenden Umziehen mächtig ins Schwitzen geraten werden. Francesca Berruto in der Rolle der Alice wird nicht als Disney-Figur über die Bühne tanzen, sondern, so die Kostümbildnerin, einen eher morbiden Charme ausstrahlen.

Einen ganz besonderen Charme wird auch das komplette Kleine Haus haben. Anknüpfend an den Riesenerfolg bei der Ausstattung der Räume für das Musical „Cabaret“ entwarf Britta Tönne eine wundersame Raumkonzeption, deren Atmosphäre mit alten Holztischen und Stühlen, Lampions und grünem Kunstrasen an die berühmte Teaparty-Szene aus „Alice im Wunderland“ erinnert.

„Alice in Wonderland“ feiert am 31. Oktober um 19.30 Uhr Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters. Die Musik für den Tanzabend arrangierte und komponierte der Brasilianer Eduardo Contrera. Er nutzt unter anderem Werke von Alfred Schnittke für seine Klangcollage.

Weitere Termine: 7., 8., 13., 15. und 22. November. 11. und 13. Dezember. 9. und 10. Januar.

Karten und Informationen gibt es an der Kasse im Musiktheater, Kennedyplatz, unter 0209 4097-200 oder auf www.musiktheater-im-revier.de