Gelsenkirchen. Ein dreijähriges Modellprojekt beschäftigte sich mit dem Thema Demenz und geistige Behinderung.
Demografischer Wandel und Demenz: Zwei Themen, die nah beieinander liegen und in unterschiedlichen Ausprägungen auch ineinander verschmelzen können. Das ist nicht neu. Die Forderung, dementiell Erkrankten im Rahmen aller vorhandenen Hilfen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, wird längst öffentlich diskutiert und sukzessive praktiziert.
Der Gelsenkirchener Caritasverband, genauer gesagt die Fachstelle Demenz, hat in einem jetzt abgeschlossenen Modellprojekt für die Aktion Mensch noch ein weiteres Kapitel aufgeschlagen, dass sich ausdrücklich Menschen mit geistiger Behinderung und dementieller Erkrankung widmet.
Unterstützt von vier Projektpartnern, etwa dem Caritas-eigenen Haus St. Rafael in Horst, wurden im Zeitraum von drei Jahren neue Arbeitsformen entwickelt und in der Praxis erprobt. Herausgekommen ist ein Koffer voller Ideen im täglichen Umgang mit geistig gehandicapten Menschen, die überdies dementiell erkrankt sind.
"Die Menschen beobachten"
Zusammengefasst sind die Erkenntnisse der am Projekt Beteiligten nun in einer 90-seitigen Broschüre, die sich als Arbeitshilfe im Alltag, als eine Art „Rezeptbuch“ versteht, wie Caritas-Projektleiterin Marita Ingenfeld sagt. Anregungen und Tipps, bewusst niederschwellig gehalten, sind herunter gebrochen auf alltägliche Situationen. Spiele, Bewegung, Ablauf einer Gruppenstunde, kreative Beschäftigung, Erinnerungspflege...
Mitarbeiter wünschen sich Projektfortsetzung
Die jetzt vorgelegte Arbeitshilfe für Einrichtungen enthält im Anhang eine kurze Projektauswertung. Darin sind auch die Wünsche der beteiligten MitarbeiterInnen erfasst. Etwa, das Projekt solle kontinuierlich fortgesetzt und Fortbildungen angeboten werden.
Weitere Informationen: Caritas-Fachstelle Demenz, Kirchstraße 51, 0209 15806-46 oder www.caritas-gelsenkirchen.de
Die Diplom-Gerontologinnen Ingenfeld und Julia Middelhauve sowie Caritas-Fachbereichsleiter Ulrich Kuhlmann, an dessen Bereich stationäre Altenpflege die Fachstelle Demenz angedockt ist, unterstrichen bei der Vorstellung der Broschüre: Das Thema Behinderung und Demenz boomt. „Die Menschen beobachten, in Kontakt gehen und bei Veränderungen an die Möglichkeit denken, dass es sich um Demenz handeln könnte“, sind nach Worten von Kuhlmann wesentliche Bausteine, um Behinderten entsprechend zu helfen.
Austausch zwischen Alten- und der Behindertenhilfe
„Demenz ist ein schleichender Prozess. Und ein sehr hoher Anteil von alternden Menschen mit einer geistigen Behinderung kann dement werden“, sagt Marita Ingenfeld. Man wisse inzwischen, dass bei Menschen mit Trisomie 21 (Down Syndrom) etwa eine dementielle Erkrankung früher beginnt und oft heftiger auftritt als bei anderen Betroffenen. Auch sie sagt, genaue Beobachtung könne erste Hinweise geben. Was in Einrichtungen der Behindertenhilfe mit kleinen Gruppen möglich sei.
Mitarbeiter der Alten- und der Behindertenhilfe tauschten sich während des Projekts aus, um voneinander zu lernen. Es gibt in viele Berührungspunkte in der täglichen Arbeit. Mit dem Unterschied, dass Menschen mit Behinderung früher altern und früher dement werden.