Gelsenkirchen. Nachwuchskräfte in der Pflege fehlen. Dabei ist der Bereich vielfältig, Karrierechancen gut und der Beruf damit besser als sein Ruf.

Pflege einmal erlebbar machen - das war das Ziel des Aktionstages der Fachkräfteinitiative „Wir können Pflege!“ vor dem Hans-Sachs-Haus. „Wir möchten zum einen zeigen, was es für verschiedene Pflegemöglichkeiten also Versorgungsformen gibt“, sagt Projektkoordinatorin Andrea Lameck von Konkret Consult Ruhr.

„Von der ambulanten Pflege bis hin zum Beispiel zu Demenz-Wgs.“ Aber die Initiative „Wir können Pflege!“ wollte auch zeigen, welche Berufschancen in diesem Berufsfeld stecken und wie bunt es ist. Denn immer noch hat der Pflegeberuf bei potenziellen Arbeitnehmern nicht den besten Ruf.

Mit Aktionsständen wurde die Öffentlichkeit angesprochen, auch um mit den gängigen Klischees zu brechen. Am Aktionsstand „Kohle“ etwa standen die Verdienst- und Karrieremöglichkeiten im Mittelpunkt. Und es dauerte nicht lange, bis die ersten Interessenten die Beratungsmöglichkeiten in Anspruch genommen haben. „Ich hätte nicht gedacht, dass man doch mehr verdient, als man so denkt“, sagt die 17-jährige Anna, die im nächsten Jahr ihr Abitur macht. Da sie noch nicht genau weiß, was sie einmal beruflich machen möchte, hat sie an ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) gedacht. „Wenn ich hier die Geschichten der Azubis in der Pflege höre und sehe, wie motiviert und zufrieden sie wirken, kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, mein FSJ in dem Bereich zu machen.“

"Alles hat seine schönen und nicht so schönen Seiten“

Dass man nach der Ausbildung nicht im klassischen Bereich der Pflege bleiben muss, erklärte Björn Schulte vom Allgemeinen Pflegedienst (APD) Gelsenkirchen den Besuchern. Er selbst hat mit einer ganz normalen Ausbildung zum Altenpfleger begonnen – heute ist der 31-Jährige stellvertretender Pflegedienstleiter. „Es hat alles seine schönen und nicht so schönen Seiten“, so Björn Schulte. „Jetzt bin ich aber in einer Position , in der ich die Möglichkeit habe mitzuwirken, dass die Altenpflege wieder mehr Ansehen und Wertschätzung bekommt.“

Um zu demonstrieren, dass der Beruf gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel ein sehr wichtiger ist, hatten sich die jungen Auszubildenden der AWO etwas ausgedacht. Sie hatten „Pflegeplätzchen“ gebacken, die verlost wurden. Damit wollten sie zeigen, dass es zukünftig nur noch Glückssache ist, ob man einen Pflegeplatz bekommt oder nicht.

Die Aktionen kamen an. Viele besonders ältere Bürger zeigten ihre Solidarität, junge Menschen wurden aufmerksam. „Ich bin von dem Engagement der jungen Menschen hier heute ganz angetan“, sagt Dieter Glomm. „Ich bin überrascht wie sehr sie sich für ihren Beruf und die alten Menschen einsetzen.“ Das solle, so der 73-Jährige wirklich mal honoriert werden.

Beruf mit Zukunft

Dem Aktionstag vorangegangen war eine Fachtagung der Initiative „Wir können Pflege!“ im Hans-Sachs-Haus. Dabei ging es auch um innovative Wege, dringend benötigte Mitarbeiter für den Pflegeberuf zu gewinnen. Deshalb hatte sich im Oktober 2014 das Bündnis von Trägern und zwölf Unternehmen der Altenhilfe sowie der Arbeitsagentur und der Städte Bottrop und Gelsenkirchen zusammengeschlossen und eine Fachkräfteoffensive gestartet.

„Die Fachkräfteinitiative war der richtige Weg, um Menschen an den Pflegeberuf heranzubringen“, resümiert Gelsenkirchens OB Frank Baranowski und sein Amtskollege aus Bottrop, Bernd Tischler, ergänzt: „Die personelle Grundlage dafür zu schaffen, haben wir uns in Bottrop und Gelsenkirchen mit der Initiative auf einen guten Weg gemacht.“ Die Aktion hat vielen Interessierten nochmals deutlich gemacht: „Es ist ein Beruf mit sicherer Zukunft und definitiv besser als sein Ruf“, ist sich Koordinatorin Andrea Lameck sicher.