Gelsenkirchen. Neue Philharmonie Westfalen stellte im Musiktheater Erstlinge großer Komponisten vor.

Für gewöhnlich kennt und goutiert die Musikwelt vor allem unvollendete Spätwerke reifer Meister: Franz Schuberts Sinfonie in h-Moll zum Beispiel, die der Komponist einst nicht mehr komplettieren konnte. Das 2. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen aber widmete sich am Montag im nicht ganz ausverkauften Musiktheater im Revier den Erstlingswerken der ganz großen Notensetzer und eröffnete den Abend mit einer unvollendeten, frühen Sinfonie Richard Wagners.

Zusammen mit (vollendeten) Frühwerken von Richard Strauss und Felix Mendelssohn nahm das Orchester sein Publikum mit auf eine überaus spannende Zeitreise in einen klangschönen Musikkosmos, dessen Strukturen noch deutlich an die großen Vorgänger erinnern, aber die schon die prägnante Handschrift späterer Meister erahnen lassen.

Griff zu den Sternen zeichnet sich ab

So mischt sich in Wagners nur zweisätzig verbliebene Sinfonie E-Dur WWW 35 noch deutlich die Musik von Beethoven hinein, verehrtes Idol des jungen Wagners. Der sollte später einen ganzen Opernkosmos revolutionieren, blieb in seinem Frühwerk aber noch recht brav seiner Zeit verhaftet. „Hier war noch kein Meister vom Himmel gefallen“, konstatiert das Programmheft, der Griff Wagners zu den musikalischen Sternen aber zeichnet sich längst ab.

Noch leichtfüßig kommt Richard Strauss’ frühes Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 11 daher. Auch wenn die Neue Philharmonie unter der Leitung des famosen Gastdirigenten Eckehard Stier mit schlanker, klarer Gestaltung vor allem den romantischen Ton herausarbeitete, dokumentiert das Konzert auch den hohen technischen Anspruch. Vor allem ans Soloinstrument. Und das spielte mit Marie-Luise Neunecker eine brillante, höchste virtuose Könnerin.

Federleicht und mühelos

Sie entlockte dem Horn, das nur selten als Solist auf der Konzertbühne zu erleben ist, scheinbar federleicht und mühelos einen sonoren, geschmeidigen, warm und rund modulierten Klang. Auch dank ausgefeilter Stopftechnik der rechten Hand klang das Horn weich und aussgereift.

Frisch und dynamisch führte Eckehard Stier das Orchester schließlich durch Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr.1, das Meisterwerk eines 15-Jährigen. Das Orchester überzeugte mit leidenschaftlichen Einsätzen ebenso wie mit fein geformter Lyrik. Viel Beifall.