Gelsenkirchen. . Bekleidungsunternehmen schließt Standort in Bismarck. 150 Mitarbeiter nach Gewerkschaftsangaben betroffen. Vergebliche Suche nach einem Investor.

Eine Hiobsbotschaft für den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen: Die Gelco GmbH & Co. KG gibt den Betrieb im Sommer 2016 auf. Die BiBA GmbH ist davon nicht betroffen. Die schlechte Nachricht betrifft nach Gewerkschaftsangaben 150 Mitarbeiter am Standort Pommernstraße in Bismarck.

33 weitere Stellen sind bereits im Sommer dem Arbeitsplatzabbau zum Opfer gefallen – nun kommt das endgültige Aus. Gelsenkirchen als ehemals großer Standort der Textil- und Bekleidungsindustrie schrumpft dadurch weiter. Mitbewerber Marcona etwa hat sich verabschiedet und in Bochum niedergelassen. Nienhaus und Lotz sind noch vor Ort, gehören aber mittlerweile zur Steilmann Holding.

Die Gründe

Gelco-Inhaber Dr. Joachim Dreier äußerte sich so: „Wir bedauern diese Entscheidung zutiefst, mussten aber die anhaltend negative Entwicklung des Textilmarktes zur Kenntnis nehmen.“ Als Ursachen für das Aus führt die Gruppe, zu der noch die Unternehmen Gelco Handel (Einzelhandel, Konzessionen und Stores) und Welco GmbH (Private Label: Design, Herstellung und Vertrieb) und die BiBa GmbH (Einzelhandel, Konzessionen und Stores) gehören, eine fortschreitende Marktkonzentration auf große, globale Anbieter an, zunehmende Umsatzverluste durch die Internet-Konkurrenz sowie die Finanz- und Wirtschaftskrisen in Süd- und in Osteuropa – seit 1982 wird die Kleidung von Gelco ausschließlich im osteuropäischen und asiatischen Ausland produziert.

Nach Darstellung der Gruppe hatten sich die Gesellschafter „bis zuletzt bemüht, einen strategischen Investor für das Unternehmen zu finden“ – vergeblich.

Die Reaktion

Die IG Metall war geschockt: „Wieder einmal eine schlechte Nachricht aus Gelsenkirchen“, sagte Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter der Gewerkschaft, „siehe die Beispiele der Maschinenfabriken Hese und Schalke.“ Sadowsky sprach sich gegen die Schließung von Gelco aus und betonte, ähnlich wie beim Traditionshersteller Küppersbusch, gemeinsam mit Gelco nach Alternativen suchen zu wollen. Bei Küpperbusch etwa sollte der Kundendienst ausgelagert und Mitarbeiter entlassen werden – „das wurde erfolgreich verhindert“.

Das Unternehmen

Das deutsche Modelabel Gelco entwirft Damenbekleidung. Das familiengeführte Unternehmen wurde im Jahr 1948 gegründet und vertreibt vom Hauptstandort Gelsenkirchen aus seine Kollektionen in über 30 Länder. Der Exportanteil liegt bei 49 Prozent. Die Unternehmensgruppe Gelco beschäftigt derzeit insgesamt 520 Mitarbeiter.


Wie ein Faustschlag in die Magengrube - Ein Kommentar von Friedhelm Pothoff 
Es kommentiert: Friedhelm Pothoff.
Es kommentiert: Friedhelm Pothoff. © WAZ

Es ist eine dieser Nachrichten, die niemand lesen oder hören will. Die Ankündigung der Gelco GmbH & Co. KG, den Betrieb im Sommer 2016 aufzugeben, ist wie ein Faustschlag in die Magengrube des städtischen Wirtschaftslebens. Denn mit dem Hersteller für Damenoberbekleidung kündigt ein Gelsenkirchener Traditionsunternehmen, gegründet im Jahr 1948, mit Vorlauf sein Aus an. In die Lage der Beschäftigten des Labels kann sich ohnehin keiner versetzen, der sich nicht schon mal selbst in einer ähnlichen Situation befand. Für sie, falls sie es nicht schon vor der Bekanntgabe der Nachricht am Freitag wussten, beginnt nun eine sehr schwierige Zeit.

Die Reaktion der Gewerkschaft auf die Ankündigung folgte prompt und ist verständlich. Dass Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigte der IG Metall, davon spricht, eine Schließung verhindern zu wollen, ist sein Job. Ein erfolgreiches Umsetzen dieses Gedankens wäre sicherlich ein großer Erfolg. Da bleibt es nun abzuwarten, was die tatsächlichen Wirtschaftszahlen des Unternehmens für ein Bild zeichnen. Die Argumentationskette, mit der sich Inhaber Dr. Joachim Dreier zitieren ließ, ist nachvollziehbar und verheißt auf den ersten Blick nichts Gutes. Aber das klang ja auch an anderen Stellen schon mal so. Nicht ohne Grund erwähnte Sadowsky im Gespräch mit der WAZ das gemeinsame Engagement im Hause Küppersbusch.

Dass es Veränderungen in Branchen gibt, entspricht den Gesetzen des Marktes, so bitter das in den Auswirkungen auch mal sein mag. Der Boom im Gesundheitswesen, den Prof. Dr. Josef Hilbert in der Reihe „Campus meets Business“ skizzierte, steht beispielhaft für den umgekehrten Fall, für Aufbruch. Hier gibt es eine Wachstumsbranche, deren Perspektive positiv besetzt sein kann in den nächsten Jahren. Ein spannender Vortrag in einer sehr sinnvollen Veranstaltungsreihe.