Nach dem Krieg wurde gezielt versucht, in Gelsenkirchen die Bekleidungsindustrie als fünfte Säule aufzubauen. Auch, um Arbeitsplätze für Frauen und Mädchen zu schaffen. Dabei half, dass viele Unternehmen aus dem Textilzentrum Breslau nach dem Krieg sich hier niederlassen wollten. Sie produzierten im ersten Stockwerk der ohnehin fast warenlosen Kaufhäuser an der Bahnhofstraße unter einfachsten Bedingungen. An den Nähmaschinen saßen junge, meist kurz angelernte Frauen.
Binnen sechs Jahren, von 1947 bis 1953, explodierte die Branche. 50 Unternehmen produzierten zu Hochzeiten vor Ort mit 6000 Beschäftigten. Krawatten, „Backfisch- und Puttenmäntel“, Eros-Miederwaren, Winterdirndl – die Palette war breit. Die Agbi-Modenschau wurde Vorläufer der Düsseldorfer Igedo, Gelco und Napieralla bauten schnell Produktionshallen. 1958 gab es den ersten Konjunkturknick mit Kurzarbeit, in den 70er Jahren begann die Branche zu schrumpfen. Im Jahr 2000 gab es noch sechs der 50 Betriebe, heute hat nur noch das international tätige Unternehmen Gelco – 1867 in Schlesien gegründet – seine Zentrale in Bismarck. Alle anderen sind in Konkurs oder umgesiedelt.